Wintersport

Neureuthers Sorgen vor der alpinen Ski-WM

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Schladming – Zuversichtlich klang Felix Neureuther nicht. Als der Routinier nach seinem Einfädler beim Slalom von Schladming einen Ausblick auf die bevorstehende WM abgeben sollte, legte er die Stirn in Falten. «Es liegt noch viel Arbeit vor uns», sagte er.

Der beste deutsche Skirennfahrer und Hoffnungsträger für die in eineinhalb Wochen beginnenden Titelkämpfe in St. Moritz hat seinen Schwung verloren: Die Abstimmung der Skier passt gerade einfach nicht. «Ich muss jetzt beim Material irgendwie die Nadel im Heuhaufen finden», sagte Neureuther.

Das klingt ziemlich aussichtslos und macht wenig Hoffnung für den Saisonhöhepunkt. In der Schweiz bestreitet Neureuther voraussichtlich seine letzten Weltmeisterschaften. Fakt ist: Gegen Szene-Stars wie den Schladming-Sieger Henrik Kristoffersen aus Norwegen oder Österreichs Weltcup-Gesamtführenden Marcel Hirscher hat der deutsche Altmeister nur mit perfekten Skiern eine Podestchance. «Wir probieren weiter», kündigte Neureuther nach der Enttäuschung beim Nachttorlauf an und verließ doch leicht lächelnd den Zielbereich.

Hadern hilft nichts, so sieht man das im Deutschen Skiverband (DSV). «Wir sind im Moment nicht der Topfavorit für das Podium», sagte Alpin-Direktor Wolfgang Maier der Deutschen Presse-Agentur. «Aber man muss in das Thema keine Panikstimmung reinprojizieren. Man darf nicht in Hektik verfallen.» Neureuthers Nadel-im-Heuhaufen-Analyse sei kurz nach dem Rennen «vielleicht übertrieben» gewesen, meinte Maier. Zudem sei «die Nadel nicht so klein, dass wir sie nicht finden könnten».

Jetzt sind Neureuthers Skifirma und die Serviceleute am Zug, dem Sportler für den WM-Slalom konkurrenzfähiges Material zu beschaffen. Bis zum Rennen am 19. Februar sind rund dreieinhalb Wochen Zeit.

In Schladming fanden Neureuther und seine Betreuer den richtigen Ski nicht. «Ich konnte nicht einmal das Gefühl aufbauen, dass es gepasst hat beim Schwung», berichtete er. Im ersten Lauf verlor er bei jedem Tor Zeit und wurde nur Achter. «Eine Katastrophe», sagte er. Auch im Finale war er im oberen Teil nicht schnell genug, ehe er ausschied.

Der erfahrene Ski-Profi bemühte sich, den Dämpfer in der Vorausschau auf St. Moritz zu relativieren. «Das sagt gar nix aus», meinte er. Neureuther fand sogar einen positiven Aspekt an seiner bisherigen Slalom-Saison, in der bei acht Rennen zwei Podestplätze, insgesamt fünf Top-Ten-Ergebnisse und drei Ausfälle zu Buche stehen. Zu den Weltmeisterschaften könne er nun «entspannt hinfahren. Favoriten sind die anderen. Das ist eigentlich genau mein Ding.»

Bis zum Heim-Rennen in Garmisch-Partenkirchen am Sonntag rückt nun zunächst der Riesenslalom wieder in den Fokus. Auch Stefan Luitz und Linus Straßer möchten sich vor heimischem Publikum stark präsentieren und können nach Rang 14 (Luitz) und 16 (Straßer) in Schladming mit einem positiven Gefühl antreten.

«Das waren gute Vorstellungen», lobte DSV-Sportdirektor Maier. Luitz war im Finale mit der viertbesten Laufzeit sogar schneller als Sieger Kristoffersen. «Ich wollte eine gute Show liefern. Ich glaube das ist mir gelungen», sagte Luitz, der sich neben dem WM-Riesentorlauf auch im Slalom beweisen darf. Auch Straßer kann mit einer WM-Nominierung rechnen, obwohl er seinen zweiten Top-15-Rang knapp verpasste.

Dominik Stehle landete als vierter DSV-Starter im zweiten Durchgang durch einen riesigen Fehler weit abgeschlagen. «Es wurmt einfach, schon die ganze Saison», sagte er. Falls ihn der Verband dennoch mit zur Weltmeisterschaft nimmt, muss sich Stehle bis St. Moritz etwas einfallen lassen. Aber da geht es ihm nicht anders als Neureuther.

Fotocredits: Peter Schneider
(dpa)

(dpa)

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