Wintersport

Rebensburg: «Bei WM zählen im Endeffekt nur Medaillen»

Von

on

St. Moritz – Viktoria Rebensburg kann vorlegen. Bereits im ersten Rennen der alpinen Weltmeisterschaften in St. Moritz zählt Deutschlands beste Skirennfahrerin zu den Medaillenkandidatinnen. Im Super-G am Dienstag (12.00 Uhr) hat die 27-Jährige allerdings auch harte Konkurrenz.

Selbst ein vierter Platz wäre in der Öffentlichkeit deswegen schon zu wenig. «Bei einer WM zählen im Endeffekt nur Medaillen», sagt Rebensburg im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Wer sind Ihre drei Medaillenfavoriten für den WM-Super-G?

Viktoria Rebensburg: Natürlich hoffe ich, dass ich ein Wörtchen mitreden kann. Lara Gut ist heuer extrem schnell im Super-G. Lindsey Vonn muss man immer auf der Rechnung haben im Speed, wobei ich sie in der Abfahrt stärker einschätze als im Super-G. Tina Weirather muss man im Super-G auch auf der Rechnung haben. Und hoffentlich bin ich auch dabei.

Was ist insgesamt die Erwartungshaltung für die WM?

Rebensburg: Ich habe sehr viel positive Erinnerungen an St. Moritz. Ich mag die Umgebung, und der oftmals aggressive Schnee liegt mir gut. Die Vorfreude auf die Rennen dort ist sehr hoch. Es ist wichtig, dass ich da mit einem guten Gefühl hinfahre. Denn natürlich ist mein Ziel, um eine Medaille mitzufahren. Bei Weltmeisterschaften geht es um Medaillen, das zählt. Das hat jeder im Kopf. Das ist bei mir genauso.

Kann man, wenn man schon so viel Erfolg hatte wie sie, ohne eine Medaille von einer WM abreisen und dennoch sagen: Die war gut?

Rebensburg: Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Ich nehme mir die Zeit und schaue, wie sich meine Rennen entwickeln. Ein vierter oder fünfter Platz ist ein super Ergebnis. Aber klar, bei einer WM zählen im Endeffekt nur Medaillen.

Damit sie voller Überzeugung sagen können: Ich bin in WM-Form. Was muss da alles zusammenkommen?

Rebensburg: Für mich ist wichtig, dass im Riesenslalom alles passt. Dass ich da bin, wo ich sein will. Wenn ich dieses stimmige Gefühl habe, fahre ich mit einem ruhigen Gewissen nach St. Moritz.

Wie beurteilen Sie ihre Entwicklung seit der letzten WM?

Rebensburg: Extrem positiv. Die letzte Saison war von den Punkten her die beste jemals. Ich bin jetzt auch in drei Disziplinen konkurrenzfähig. Das war davor nicht so.

Wie kann man die Leistungsschwankungen erklären?

Rebensburg: Es gibt in meinem Sport so viele Faktoren, die zusammen passen müssen. 2013 gab es eine Regeländerung, die Ski haben sich deswegen verändert. Seither habe ich das Gefühl, dass es noch viel entscheidender ist, an jedem Tag das perfekte Material zu haben – weil man große Schwierigkeiten hat konstant gut zu sein, wenn da nur eine minimalste Kleinigkeit nicht passt. Durch meine Verletzung im Oktober habe ich viele Trainingstage verpasst. Material testen ging also auch nicht, es fehlt die übliche Basis. Man rennt dann mit allem hinterher.

Wenn jemand wie Lindsey Vonn elf Monate nach ihrem letzten Rennen gleich beim zweiten Mal gewinnt: Wie frustrierend ist das?

Rebensburg: Wenn jemand Skifahren kann, verlernt der das nicht in elf Monaten. Es geht nach einer Verletzung viel mehr darum, das habe ich auch bei mir gemerkt, dass man wieder ein absolutes Vertrauen in sich und das Material hat. Wenn das Vertrauen da ist, spielt es gar nicht so die Rolle, ob man zwei oder elf Monate Pause hatte. Sie hat zudem einfach auch die Klasse. Sie hat 77 Weltcup-Siege.

Wenn Vonn sich noch vor dem ersten Rennen hinstellt und sagt: Abfahrts- und Super-G-Kugel traue ich mir zu. Und zwei Mal Gold bei der WM ist auch nicht unrealistisch. Wie nimmt man das wahr?

Rebensburg: Das habe ich gar nicht mitbekommen. Wenn man sich ihre Erfolge anschaut, dann ist es natürlich klar, dass sie um die Podiumsplätze mitfährt.

Vonn jagt den Siegerekord von Ingemar Stenmark. Was ist ihr großes Karriereziel?

Rebensburg: Es ist für mich wichtig, dass ich im Riesenslalom wieder voll dabei bin. Natürlich ist mein Ziel, hier wieder eine Kristallkugel zu gewinnen. Das größte für einen Skirennfahrer ist der Gesamtweltcup. Weil man da breit aufgestellt sein muss. Aber das geht nur, wenn der Riesenslalom passt. Deswegen ist er schon die wichtigste Disziplin für mich. Hier will ich wieder so fahren wie im letzten Jahr.

Was spricht gegen die klare Ansage: Ich will den Gesamtweltcup gewinnen?

Rebensburg: Man kann das nicht planen. Ziel ist es natürlich, vorne mit dabei zu sein. Es müssen aber so viele Faktoren zusammenpassen, und manchmal braucht man auch ein bisschen Glück.

ZUR PERSON: Rebensburg (27) hat bei den Weltmeisterschaften vor zwei Jahren mit Silber im Riesenslalom ihre erste WM-Medaille gewonnen. Bei Olympia sammelte sie bereits Gold und Bronze. In St. Moritz zählt sie auch in Abfahrt und Super-G zu den Medaillen-Kandidaten.

Fotocredits: Alessandro Trovati
(dpa)

(dpa)

Empfehlungen für dich