Augsburg – Mit entblößtem Oberkörper posierte der tätowierte Raul Bobadilla völlig enthemmt vor den eigenen Fans. Mit seinem Siegtreffer in letzter Sekunde gegen Werder Bremen brachte der wuchtige Stürmer den FC Augsburg ins Schwärmen und unterstrich seinen unverzichtbaren Wert.
«Er ist ein Steinmensch. Wahnsinn, wie er alle wegboxt», huldigte Verteidiger Georg Teigl regelrecht dem Angreifer aus Paraguay nach dem 3:2 (1:1) am Sonntag. «’Boba‘ ist ein ganz wichtiger Spieler, er tut jedem Gegner weh und uns gut», fasste Trainer Manuel Baum die Bedeutung Bobadillas zusammen.
Seine Qualitäten zeigte der 29-Jährige nicht zuletzt bei seinen Toraktionen gegen Bremen. Vor dem 1:1 durch Jonathan Schmid schirmte Bobadilla auf unnachahmliche Art den Ball ab und legte ihn artistisch mit dem Rücken zum Tor und sogar im Fallen dem Offensivspieler in den Lauf. Wenige Augenblicke vor dem Abpfiff erzielte der gebürtige Argentinier dann cool das entscheidende Tor.
«Natürlich ist das etwas Besonderes für mich, weil die Hinrunde eine Katastrophe war», meinte Bobadilla. Damit hat er nicht Unrecht. Nur fünf Bundesligaspiele konnte Bobadilla in der Hinrunde bestreiten, die Schulter und die Wade bereiteten ihm lange Probleme. Baum sprach von einer «unglaublichen Verletzungsserie» bei ihm. «Für ihn ist wichtig, dass er die Fitness hat», sagte Manager Stefan Reuter. «Ich hatte gedacht, dass es ein bisschen länger bei ihm dauert.»
In der Winterpause kämpfte sich Bobadilla zurück, mittlerweile ist er auf Betriebstemperatur. Der Faktor Nestwärme spielt bei ihm eine entscheidende Rolle. «Er fühlt sich in Augsburg sehr wohl. Er ist noch nie bei einem Club über einen so langen Zeitraum glücklich und zufrieden gewesen», meinte Reuter über den Familienmenschen.
River Plate in Buenos Aires, Concordia Basel, Grasshopper Zürich, Borussia Mönchengladbach, Aris Saloniki, Young Boys Bern und FC Basel hießen die Stationen Bobadillas vor dem FC Augsburg. Seit Sommer 2013 ist er nun in der Fuggerstadt. Trotz immer wieder kolportierten Interesses aus dem neureichen Fußball-China verlängerte Bobadilla, der in der vergangenen Europa-League-Saison mit sechs Toren auch international auf sich aufmerksam machen konnte, vor drei Wochen seinen Vertrag beim FCA bis Sommer 2020.
«Wie er einen Ball abschirmen kann, wenn er angespielt wird, wie ekelhaft er dann dem Gegenspieler gegenüber ist», zählte Baum die Vorzüge Bobadillas auf. «Er hat eine Wucht, er hat eine körperliche Präsenz, er macht es sehr intelligent, in den Mann reinzuarbeiten.»
Obwohl er nicht zu 100 Prozent austrainiert aussieht, ist Bobadilla auf dem Rasen ein Arbeitstier. Davon profitiert der FCA, der mit komfortablen 24 Punkten auf den zehnten Tabellenrang klettern konnte. «Es gibt aber für uns noch viel zu tun», mahnte Bobadilla mit Blick auf das Gastspiel am Freitag beim FSV Mainz 05. Dann will der «Steinmensch» die Augsburger wieder zum Schwärmen bringen.
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(dpa)