Tennis

Niederlage auf Hawaii: Tennis-Damen wieder gegen Abstieg

Von

on

Lahaina – Schon wieder Abstiegsangst statt Titelhoffnung: Ohne ihre Spitzenspielerin Angelique Kerber haben die deutschen Tennis-Damen nach einer 0:4-Niederlage gegen Rekordsieger USA den Einzug in das Halbfinale im Fed Cup verpasst.

Die Reise nach Hawaii endete für die Auswahl von Bundestrainerin Barbara Rittner nach dem Eklat um die falsche Nationalhymne und dem Ausfall der verletzten Julia Görges auch mit einer sportlichen Enttäuschung. Andrea Petkovic verlor gegen Coco Vandeweghe trotz des gewonnenen ersten Satzes und einer 4:2-Führung im zweiten noch 6:3, 4:6, 0:6.

«Es ist schwierig für mich, das in Worte zu fassen, weil ich in dem Moment selbst nicht so genau weiß, was da mit mir passiert», sagte Petkovic. Der 0:3-Rückstand im Royal Lahaina Resort auf der Insel Maui besiegelte das Aus im Kampf um den ersehnten Titel. Dass im abschließenden Doppel (das vierte bedeutungslose Einzel wurde nicht mehr gespielt) die angeschlagene Laura Siegemund an der Seite von Carina Witthöft beim Stand von 1:4 gegen Bethanie Mattek-Sands und Shelby Rogers aufgeben musste, passte ins deprimierende Bild.

Statt am 22./23. April in einem Halbfinale Titelverteidiger Tschechien zu Hause zu empfangen, müssen Petkovic & Co. wie 2016 in einem Relegationsduell um den Verbleib in der Weltgruppe der besten acht Nationen kämpfen. «Es ist enttäuschend. Wenn ich in meinen beiden Matches meine Chancen nutze, kann es 2:1 stehen», sagte Petkovic. «Diese Niederlage geht absolut auf meine Kappe.»

Nachdem es am Samstag noch stürmisch und regnerisch war und die Matches mehrmals unterbrochen werden mussten, bevor am Abend nicht weitergespielt werden konnte, schien am Sonntag wieder die Sonne. Einen Tag nach ihrer 6:7 (10:12), 2:6-Niederlage gegen Alison Riske zeigte Petkovic bei Temperaturen von knapp 30 Grad anderthalb Sätze lang eine überzeugende Vorstellung.

Immer wieder angefeuert mit «Super, Petko, super Petko»-Rufen von der winzigen Schar der rund 20 angereisten deutschen Fans erwies sich die deutsche Nummer eins als erhoffte zähe Widersacherin der Australian-Open-Halbfinalistin. Nach 41 Minuten entschied die Hessin den ersten Satz für sich, die impulsive Vandweghe schimpfte lautstark und verschwand erst einmal in der Kabine. Petkovic suchte Schutz unter einem blauen Sonnenschirm und debattierte intensiv mit Rittner.

Im zweiten Durchgang gelang ihr sofort ein Break gegen die ansonsten so aufschlagstarke Vandeweghe, die in Melbourne im Achtelfinale Titelverteidigerin Angelique Kerber aus dem Turnier geworfen hatte. Doch dann begann ein nicht für möglich gehaltenes Schauspiel auf dem Center Court. Vandeweghe hatte sichtlich körperliche Probleme, konnte teilweise kaum noch aufschlagen und humpelte über den Platz.

Beim Stand von 2:3 aus ihrer Sicht ließ sie sich mit einem Handtuch über dem Kopf und Eisbeuteln an den Beinen kurz behandeln, beim 2:4 nahm sie eine Auszeit. Petkovic hatte wenig später einen Breakball zum möglichen 5:2, vergab diesen jedoch. Danach geriet die deutsche Nummer eins jedoch unerklärlicherweise völlig aus dem Konzept.

Nichts mehr gelang ihr, Petkovic wirkte komplett verunsichert und wie gelähmt. Nach einem desaströsen Auftritt schaffte sie keinen einzigen Punkt mehr und musste sich nach dem dritten Matchball geschlagen geben. Schon vor ihrem zweiten Auftritt hatte Petkovic ihre Aussagen vom Vortag nach dem peinlichen Nationalhymnen-Zwischenfall mit der ersten Strophe des Deutschlandliedes relativiert.

«Das Ganze passierte unmittelbar vor meinem Match. Wir waren vor allem überrumpelt&fassungslos und wussten nicht, wie wir reagieren sollten», schrieb die Hessin. Der Solist auf dem Center Court hatte bei der Nationalhymne die erste Strophe des Deutschlandliedes gesungen, die mit den Worten «Deutschland, Deutschland über alles» beginnt. «Das ist mit Abstand das Schlimmste, was mir jemals passiert ist in meinem Leben», hatte Petkovic unmittelbar nach ihrer Niederlage gegen Riske gesagt.

«Mit Abstand und etwas mehr Rationalität» erläuterte Petkovic später: «Es ist nicht das Schlimmste, das mir im Leben je passiert ist. Aber es ist das Schlimmste, das mir in meinem Fed Cup Leben passiert ist.» Einen sportlichen Alptraum erlebte sie wenig später.

Fotocredits: Matthew Thayer
(dpa)

(dpa)

Empfehlungen für dich