Berlin/München – Lange musste Maik Zirbes nicht überlegen. Auf die Frage, was er denn so für ein Typ sei, antwortete der Center des FC Bayern München bei seiner Vorstellung lachend: «Ein guter Typ.» Auf dem Parkett kann der 27-Jährige seine Qualitäten jedoch erst langsam zeigen.
Rund drei Wochen musste Zirbes wegen einer Fußverletzung auf sein Bayern-Debüt warten, nun will er beim Final Four an diesem Wochenende gleich seinen ersten Titel mit den Münchnern feiern.
Die Devise bei dem Hünen lautet aber: Nur nichts überstürzen. «Wir sind nicht in der Situation, dass wir sagen, Zirbes muss unbedingt spielen. Sondern wir müssen ihm zum richtigen Zeitpunkt die richtige Spielzeit geben – und das entscheidet der Trainer zusammen mit ihm», sagte Geschäftsführer Marko Pesic im Vorfeld des Münchner Halbfinals am Samstag (17.00 Uhr) gegen Gastgeber ALBA Berlin.
Der FC Bayern hat Zirbes Ende Januar nach nur einem halben Jahr beim israelischen Rekordmeister Maccabi Tel Aviv ausgeliehen. Der 2,07 Meter große Center erlebte dort mit seiner Mannschaft «Aufs und Abs», wie er selber einräumte. In dem bis zum Sommer gültigen Leihvertrag gibt es keine Kaufoption für die Münchner. «Wir konzentrieren uns auf das Jetzt», hatte Zirbes jüngst auf die Frage geantwortet, ob er über den Sommer hinaus in Bayern bleiben wolle. Sein Kontrakt in Tel Aviv läuft noch bis zum Sommer 2018.
Verabschiedet hatte sich der frühere Bamberger Zirbes im Sommer 2014 aus Deutschland. Bei den Franken zeigte er immer wieder starke Leistungen, stand aber zum Schluss nicht mehr in der Startformation. Während seiner beiden Jahre beim serbischen Spitzenclub Roter Stern Belgrad reifte Zirbes zu einem europäischen Top-Center. «Für mich war Roter Stern ein sehr großer Schritt. Ich war plötzlich nicht mehr das deutsche Talent wie in der BBL, sondern der Ausländer, der viel Verantwortung bekommen hat», sagte er einmal. Daran sei er gewachsen.
Eine starke Entwicklung bescheinigt auch Pesic dem früheren Bamberger. «Es ist selten so, dass ein Center das Spiel einer Mannschaft auf eine neue Ebene bringen kann. Bei ihm ist das aber so», lobte er unter anderem die Reboundstärke und Kraft des Nationalcenters, der erst am Dienstag beim 86:71 gegen die BG Göttingen sein Debüt für die Münchner gab.
«Ich bin reifer geworden, ich habe um einiges mehr Erfahrung», beschrieb Zirbes seine Entwicklung im Ausland. Der FCB um Trainer Sasa Djordjevic passe zu ihm. «Bayern München hat große Ambitionen, ich ebenfalls. Daher ist diese Variante perfekt. Ich hoffe, dass sich unsere beiderseitigen Ambitionen erfüllen», sagte Zirbes.
Die EM im Sommer ist für ihn indes gedanklich noch weit weg. «Das Thema Nationalmannschaft hat bei der Entscheidung keine Rolle gespielt», sagte Zirbes bei seiner Vorstellung in München. Die EM findet vom 31. August bis zum 17. September in Finnland, Rumänien, der Türkei und eben auch Israel statt.
Auf die scherzhafte Frage, ob er bei der Vorrunde ein geeigneter EM-Touristenführer in seiner letzten sportlichen Heimat sei, antwortete Zirbes lachend: «Absolut, ich kenne mich sehr gut aus. Ich kenne die beste Falafel der Stadt.» Auf eine Statistenrolle hat Zirbes aber in Wahrheit weder beim FC Bayern noch im Nationalteam Lust.
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(dpa)