Bamberg – Das Ende des großen Euroleague-Abenteuers sorgt bei Brose Bamberg für gemischte Gefühle. «Da ist ein Bündel an Emotionen dabei», sagte Bambergs Geschäftsführer Rolf Beyer vor dem letzten Hauptrunden-Spiel gegen Galatasaray Istanbul.
Schon seit Wochen steht fest, dass der deutsche Basketball-Meister die Playoffs in der europäischen Königsklasse verpassen wird. Doch Begriffe wie Langeweile oder Bedeutungslosigkeit hört man vor dem Duell mit dem türkischen Spitzenclub um Center Tibor Pleiß nicht.
«Die Mannschaft ist heiß darauf, sich noch einmal auf diesem Niveau mit einem Top-Gegner zu messen», sagte Beyer. Abschenken werden die Franken die Partie trotz aller Strapazen in den vergangenen Wochen und Monaten nicht. Das war auch schon zuletzt so, als die eigentlich bedeutungslose Partie in Mailand dank einer starken Leistung gewonnen wurde. «Das Publikum und die Jungs waren immer heiß auf die Spiele.»
Es war eine Reise ins Ungewisse, die der deutsche Vorzeigeclub im Herbst des vergangenen Jahres unternahm. Erstmals wurde die Euroleague mit 16 Teams im Format mit Hin- und Rückspielen ausgetragen. 30 Begegnungen waren das für jeden Verein, zusätzlich zu den Partien auf nationaler Ebene. «Kein Club wusste, was auf ihn zukam», meinte Beyer.
«Insgesamt haben wir das sehr gut hinbekommen. Ich würde sagen, das Format hat sich bewährt», sagte Beyer. «Die Euroleague ist wie eine Oper mit den besten Shows der Saison», sagte Trainer Andrea Trinchieri in gewohnt blumiger Sprache. «Es macht auf jeden Fall großen Spaß, so oft gegen die besten Teams Europas zu spielen. Um uns als Team zu entwickeln, hilft uns dieses Format weiter», sagte US-Star Darius Miller dem Fachmagazin «BIG».
Dass es für den deutschen Meister am Ende nicht zu einem Platz in den Playoffs reichte, hat für die Verantwortlichen verschiedene Gründe. «Hier und da hat uns die Erfahrung gefehlt, oft auch das nötige Renommee auf internationaler Bühne», meinte Beyer mit Blick auf die vielen knappen Niederlagen und den Bambergern nicht immer wohlgesonnenen Referees. «Was müssen wir noch machen», fragte Trinchieri im Verlauf der langen Saison nicht nur einmal, wenn er sich über einen ausgebliebenen Pfiff der Schiedsrichter ärgerte.
Dass die Strapazen mit phasenweise zwei internationalen Spielen pro Woche auch ein Grund dafür sind, dass die Bamberger in der Bundesliga bereits drei Niederlagen auf dem Konto haben, ist offensichtlich. «Gerade zuletzt in den Spielen gegen Bayern und Ulm hat man deutlich gesehen, dass die Akkus leer waren», sagte Bayer.
Und so hat das Ende der internationalen Saison bei aller Enttäuschung auch sein Gutes. Denn von nun an kann alle Konzentration auf die BBL gelegt werden, wo Anfang Mai die Playoffs beginnen. «Die nationale Liga hat für uns immer noch Priorität», betonte Beyer. Schließlich muss sich der deutsche Meister immer erst sportlich für die Euroleague qualifizieren. Das ist anders als bei den Clubs, die eine feste Lizenz für die Königsklasse haben, wie die Topteams aus Spanien, der Türkei oder Griechenland.
Und so werden sie in Bamberg in den kommenden zwei Monaten alles daran setzen, sich wieder den Titel zu sichern. Denn auch wenn es viel Kraft, Geld und auch Nerven gekostet hat, stellt Beyer klar: «Die Euroleague ist das Nonplusultra im europäischen Basketball. Da will jeder dabei sein.»
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(dpa)