Leichtathletik

Sprint-Superstar Usain St. Leo Bolt bald auf Abwegen

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Kingston – Der schnellste Mann der Welt wird bald vom Leben eingeholt. Nur noch ein paar Wochen, dann ist für Usain St. Leo Bolt alles vorbei.

Im Spätsommer anno 2017 geht eine der schillerndsten Sportlerkarrieren nach der WM in London zu Ende. Und die Leichtathletik verliert ihre Lichtgestalt. Was Bolt dann mit seinen unzähligen Spikes macht, ist wohl nicht die spannendste Frage. Eher: Wie geht der Mann mit den ganz neuen Herausforderungen um? Wie läuft es für Bolt als Privatier außerhalb der Stadien? Am Samstag steht der 30-Jährige in Kingston am Start – zum letzten Mal läuft er vor seinen Fans in Jamaika. Noch einmal 100 Meter als «Salut To A Legend» – als Ehrerbietung für eine Legende des Weltsports.

«Das letzte Rennen ist eine Art Auf Wiedersehen, kein endgültiger Abschied», sagt Bolts Trainer Glen Mills und stimmt die Besucher schon mal auf eine künftige Farewell-Party ein. «Wir schätzen dich, und wir wollen das würdigen, was du für uns in all den Jahren getan hast», meint der Coach. Die Fans werden ihrem Idol einen emotionalen Abschied bereiten. Ein Feuerwerk soll es geben, Prominenz hat sich angesagt. Um 22.10 Uhr Ortszeit (Sonntag 5.00 Uhr MESZ) soll das Herz-Schmerz-Rennen gestartet werden.

In den vergangenen Monaten hat der Showman einiges erlebt, was ihn nachdenklich macht. Nur eins ist klar: Der achtmalige Olympiasieger hört nach der WM im August in London auf – was kommt nach Blitz-Bolt? In Kingston schließt sich auch ein Kreis für ihn: Vor 15 Jahren, im Juli 2002, avancierte der Jamaikaner dort mit Gold über 200 Meter zum jüngsten Junioren-Weltmeister der Leichtathletik.

Ein ganz so harter Schnitt wird das nicht für Bolt, wenn er am 12. August mit Jamaikas Sprintstaffel sein ultimatives Rennen bestreitet. Neun Tage später wird er 31 – und Gedanken über die Zukunft hat er sich schon früher gemacht. Er will die Zeit danach genießen, auch mit seiner Freundin, er will Kinder haben. Bolt mag schnelle Autos, legendär sind seine Partys in Kingston, oft trifft man ihn im Nachtclub «Fiction», und er ist ein Fan von Manchester United.

Dem Hochleistungssportler war Menschliches nie fremd, über Privates hat er aber nur sehr selten gesprochen. Erst vor einigen Wochen warf ihn der Tod eines seiner besten Freunde fast aus der Bahn. Der in Jamaika geborene Hochspringer Germaine Mason war am 20. April mit dem Motorrad in Kingston verunglückt, Bolt war als einer der Ersten an der Unfallstelle. Bei der Beerdigung von Mason hat jener Mann, den man eigentlich nur in Siegerjubelpose kennt, geweint.

«Das war anfangs hart für mich. Mental war ich danach für zweieinhalb Wochen nicht mal mehr in der Lage zu trainieren», verriet Bolt jetzt. «Ich musste einfach abschalten und mich sammeln», sagte der weltweit bekannteste lebende Jamaikaner der Zeitung «Sunday Gleaner». Der Tod Masons mit 34 Jahren hatte all seine Freunde geschockt. Besonders tragisch: Er kam von einer Party mit Bolt und anderen Kumpels.

Doch das Leben muss weitergehen, Überflieger Bolt hat dann ganz irdische Probleme, er ist ein Mann aus Fleisch und Blut. Er liebt Partys und ist ziemlich eitel. Als er im vorigen Herbst mit seiner Freundin zum Urlaub auf Bora Bora flog, war seine einzige Sorge: Wie sieht mein Sixpack aus? Mache ich am Strand eine gute Figur?

Und Kinder? «Ganz sicher. Ich möchte wirklich mal einen Sohn haben», sagte Bolt einmal dem «Guardian». Aber «Kinder kosten viel Zeit, deshalb möchte ich bereit sein, absolut bereit, wenn ich entscheide, Kinder zu haben.»

Zeit für die Nachwuchsplanung hat er ja bald, und dann wird der Sprinter a.D. sicher noch oft mit Wehmut und Sehnsucht an sein erstes Leben denken: «Ich werde die Leichtathletik immer, für immer vermissen, ganz bestimmt.»

Fotocredits: Andy Brownbill
(dpa)

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