Paris – Auf dem erhofften Weg zu seinem zehnten French-Open-Titel steht Sandplatz-Titan Rafael Nadal nur noch der Schweizer Stan Wawrinka im Weg.
Der Spanier zeigte im Halbfinale von Paris auch dem aufstrebenden Österreicher Dominic Thiem beim 6:3, 6:4, 6:0 klar dessen Grenzen auf und ist jetzt lediglich einen Erfolg von der ersehnten «La Décima» entfernt. «Ich bin sehr, sehr zufrieden. Es ist unglaublich, hier wieder im Finale zu stehen», sagte Nadal, der bei der mit 33,8 Millionen Euro dotierten Veranstaltung in diesem Jahr noch keinen Satz abgegeben hat.
Allerdings wartet im Endspiel am Sonntag in Wawrinka noch einmal eine hohe Hürde. Der Paris-Champion von 2015 rang in einem hochklassigen Halbfinale den Weltranglisten-Ersten Andy Murray aus Schottland nach 4:34 Stunden mit 6:7 (6:8), 6:3, 5:7, 7:6 (7:3), 6:1 nieder und steht damit zum vierten Mal in einem Grand-Slam-Finale. Die drei bisherigen Major-Endspiele hat der Schweizer alle gewonnen. 2014 triumphierte er in Melbourne, 2015 in Paris und im vergangenen Jahr in New York.
Doch auf der roten Asche von Paris ist Nadal immer Favorit. «Er ist der beste Sandplatzspieler der Welt. Gegen Rafa in Roland Garros zu spielen, ist die größte Herausforderung, die man sich vorstellen kann», sagte Wawrinka.
Das bekam am Freitagabend auch Thiem zu spüren. Viele Experten hatten dem 23 Jahre alten Österreicher nach dessen klarem Viertelfinalsieg gegen Titelverteidiger Novak Djokovic auch gegen Nadal eine Chance eingeräumt. Zumal Thiem den Mallorquiner vor kurzem im Viertelfinale von Rom noch geschlagen hatte.
Doch Nadal und Roland Garros – das ist eben eine ganz besondere Beziehung, der sich auch Thiem beugen musste. Zwar nahm er Nadal gleich im ersten Spiel den Aufschlag ab, doch der Spanier schaffte sofort das Re-Break und dominierte dann nach Belieben. Und das obwohl Thiem die ersten beiden Sätze gar nicht so schlecht spielte. Eine reelle Chance hatte der Weltranglisten-Siebte aber zu keiner Zeit. Nach 2:07 war die immer einseitiger werdende Partie vorbei.
Wawrinka und Murray hatten sich im bislang besten Spiel des Turniers zuvor ein episches Halbfinal-Spektakel über mehr als viereinhalb Stunden geliefert. «Es war eine unglaubliche Begegnung», sagte Wawrinka, der mit 32 Jahren und 75 Tagen der älteres Finalist bei den French Open seit Niki Pilic 1973 ist (33 Jahre und 280 Tage). «Es hat Spaß gemacht, bei diesem Spiel dabei zu sein. Ich bin überglücklich, wieder in einem Grand-Slam-Finale zu stehen», sagte Wawrinka.
Murray zeigte sich als fairer Verlierer. «Er hat am Ende einfach zu gut gespielt», sagte der Brite. Er zog dennoch ein positives Fazit, hatte er doch mit vielen Problemen während der Sandplatz-Saison zu kämpfen. «Ich denke, ich kann mit dem Verlauf des Turniers trotzdem ganz zufrieden sein. Ich meine, ich war einen Tiebreak vom Endspiel entfernt.»
Murray und Wawrinka lieferten sich auf dem Court Philippe Chatrier von Beginn an einen packenden Schlagabtausch. Wawrinka versuchte, die Partie mit seinen druckvolleren Schlägen zu bestimmen, doch Murray überzeugte wie schon in den Runden zuvor in Paris mit exzellenter Defensivarbeit. «Wenn du gegen ihn spielst, weißt du, dass er fast jeden Ball zurückbringt», sagte Wawrinka.
Wawrinka steckte den Verlust des ersten Satzes problemlos weg und machte nach zwei Stunden den Satzausgleich perfekt. Das Momentum lag jetzt auf Wawrinkas Seite. Doch wie schon zu Beginn des Spiels ließ der Weltranglisten-Dritte zu viele Chancen ungenutzt. Murray ließ sich nie abschütteln und brachte unglaublich viele Bälle zurück. Damit zermürbte er Wawrinka zunehmend und ging nach exakt drei Stunden wieder mit 2:1-Sätzen in Führung.
Doch der Schweizer steckte nicht auf. In einem Durchgang mit vielen spektakulären Ballwechseln behielt der 32-Jährige im Tiebreak die Nerven und schaffte nach fast vier Stunden erneut den Gleichstand. Damit hatte er Murray endgültig geknackt und Revanche für die Halbfinal-Niederlage im Vorjahr genommen.
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(dpa)