Leichtathletik

Gina Lückenkemper im 10-Sekunden-Club

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London – Gina Lückenkemper ist in den 10-Sekunden-Club der Sprint-Weltelite gerast. «Ich habe meine persönliche Schallmauer durchbrochen, wusste aber, dass diese Zeit in mir steckt», sagte 20-jährige Dortmunderin nach ihren 10,95 Sekunden im 100-Meter-Vorlauf der Leichtathletik-WM in London.

Ein Geheimnis, warum sie so energiegeladen rennt, verriet sie im ZDF-Sportstudio: Vor Wettkämpfen leckt sie immer mal mit der Zunge an einer Neun-Volt-Batterie, um sich zu stimulieren. Als erste Deutsche seit 26 Jahren blieb Lückenkemper unter der magischen Elf-Sekunden-Marke. Katrin Krabbe war die letzte Sprinterin, die das schaffte. Die Neubrandenburgerin war am 27. August 1991 bei ihrem WM-Sieg in Tokio 10,99 Sekunden gelaufen, aber im Zwischenlauf mit 10,91 Sekunden sogar noch schneller.

«Das ist phänomenal! 10,95 Sekunden sind schon gigantisch», sagte Annegret Richter, die 100-Meter-Olympiasiegerin von 1976, der Deutschen Presse-Agentur. Nach den deutschen Meisterschaften in Erfurt, wo Lückenkemper 11,01 Sekunden hinlegte, hatte Richter ihr eine 10er-Zeit zugetraut: «Aber laufen muss man das erstmal.»

Bei einigen Treffen lernte die heute 66-Jährige die nun schnellste deutsche Frau kennen – und schätzen. «Dass sie bei großen Wettkämpfen locker bleiben kann, das ist ihr großes Plus – und das war bei mir früher auch so», meinte Richter. «Sie hat jetzt mit dieser Zeit natürlich ein kleines Päckchen zu tragen.»

Die in jeder Beziehung schnelle Lückenkemper – sie redet schnell, isst schnell, liebt schnelle Autos – kann mit Erfolgsdruck umgehen. Selbstbewusstsein, Extrovertiertheit und das Talent zum Entertainment gehören zu ihren Charaktereigenschaften. Auf die Frage, ob sie gern eine Lichtgestalt wie Supersprinter Usain Bolt werden würde, antwortete sie unverblümt: «Ich hätte damit kein Problem.»

Die in der ewigen Weltbestenliste des Frauen-Sprints an die 66. Stelle gerückte Gina Lückenkemper ist auf dem Weg, in Deutschland ein Star zu werden, der nicht nur Eigenwerbung betreibt, sondern auch für ihren Sport trommelt. «Damit konnte ich ein Zeichen setzen: Deutscher Sprint ist geil und deutscher Sprint kann was», meinte die EM-Dritte über 200 Meter.

Die 10,95 Sekunden sollen noch nicht das beste Rennen ihres Lebens gewesen sein. «Vielleicht geht es auch noch einen kleinen Tick schneller», sagte Lückenkemper, die vor der WM aber auch mal abbremsen musste. Das Debüt in der Leichtathletik-Premium-Serie Diamond League verbunden mit viel Reiserei hinterließ Spuren. «Mein Gehirn stand kurz vor der Kernschmelze», berichtete Lückenkemper. Sie verordnete sich eine strikte Pause mit viel Kuscheln mit Pferd «Picasso», bevor es mit Vollgas zur WM ging. «Das war genau der richtige Weg», befand Deutschlands schnellste Frau.

Fotocredits: Bernd Thissen
(dpa)

(dpa)

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