New York – Andrea Petkovic verabschiedet sich frustriert von den US Open, Philipp Kohlschreiber darf sich glänzende Aussichten auf die dritte Runde ausrechnen.
Der Davis-Cup-Profi löste seine Erstrunden-Pflichtaufgabe mit dem 6:1, 6:4, 6:4 gegen den amerikanischen Qualifikanten Tim Smyczek souverän. Zufrieden quittierte der 33-Jährige mit einem Winken ins Publikum seinen Erfolg und geht am Donnerstag als Favorit in die zweite Runde. «Es ist die Möglichkeit da, weit zu kommen. Der nächste Gegner ist auf jeden Fall machbar», sagte der Routinier. Sein nächster Gegner ist entweder Santiago Giraldo aus Kolumbien oder der Franzose Vincent Millot.
Die einstige Top-Ten-Spielerin Petkovic interessiert das Tableau im Einzel dagegen nicht mehr. Ihre erröteten Augen sprachen nach dem 4:6, 6:3, 1:6 gegen die Amerikanerin Jennifer Brady Bände. «Es war echt ein Match der vertanen Chancen», sagte die Darmstädterin. «Im ersten Satz habe ich es verloren. Im dritten Satz war es dann wie verhext.»
Ihre missratene Grand-Slam-Saison endete in New York mit einer weiteren sportlichen Enttäuschung. Das Aus kam auch für Qualifikant Maximilian Marterer und Kohlschreibers Davis-Cup-Kollege Jan-Lennard Struff. Erfreulicher lief es dagegen für Tatjana Maria, die mit einem 6:1, 6:1 gegen Ashley Kratzer aus den USA weiterkam, und nun gegen Madison Keys aus den USA überraschen will. Eigentlich sollten alle Erstrunden-Partien am Dienstag abgeschlossen sein, der Regen sorgte in New York aber für Verschiebungen.
Die auf Platz 93 der Weltrangliste abgestürzte Petkovic verlor auf Außenplatz sechs kurz die Coolness und schmiss wutentbrannt ihren Schläger, als zum 1:4 im dritten Satz die Vorentscheidung zu ihren Ungunsten fiel. Nur kurz hatte die 29-Jährige Hoffnung geweckt, als die am Vortag abgebrochene Partie beim Stande von 4:3 im zweiten Satz wieder aufgenommen wurde.
Als eine Vorhand der 22-jährigen Brady weit im Aus landete und Petkovic den zweiten Satz sicherte, feierte sie das mit einem lauten «Come on». Doch dann verpasste es die Deutsche, im entscheidenden Durchgang in Führung zu gehen. Schnell glitt ihr die Partie aus den Händen. Gegen eine schlagbare Kontrahentin fehlte die Konstanz.
Wie Angelique Kerber war auch Petkovic, in Washington zuletzt im Halbfinale, mal in der Rolle der deutschen Nummer eins. Größere Erfolgserlebnisse stellen sich aber seit längerem nicht mehr ein. Anders als die ehemalige Weltranglisten-Erste Kerber hat sie in dieser Saison nun sogar drei Erstrunden-Niederlagen bei den vier Grand-Slam-Turnieren zu verkraften. Auch bei den French Open und in Wimbledon war zum Auftakt Schluss. Erstmals im August 2011 und dann wieder im Mai 2015 hatte Petkovic zu den besten Zehn der Welt gehört, nun zählt sie nicht einmal mehr sicher zu den besten 100.
«Es sind jetzt ein paar Jahre, wo es nicht läuft für mich. Da muss ich durch», sagte Petkovic. Als sie eine gute halbe Stunde nach dem Match bei der Pressekonferenz saß, versuchte sie trotz allem Frust auch Optimismus zu verbreiten. Auch mit beinahe 30 Jahren habe sie das Ziel, wieder zu alter Stärke zurückzufinden. «Ich mag diese Herausforderung», sagte sie. «Ich glaube an mich. Ich finde langsam wieder zu meinem Spiel. Es ist einfach ein langer Weg. Generell macht mich mein Weg glücklich – jetzt natürlich nicht.»
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(dpa)