New York – Philipp Kohlschreiber nickte anerkennend und runzelte nach der Gratulation an den großen Roger Federer kurz die Stirn. Gegen die Klasse des Rekord-Grand-Slam-Turniersiegers kam der 33-Jährige nicht an, die Überraschung im Achtelfinale der US Open blieb beim 4:6, 2:6, 5:7 klar aus.
Und der deutsche Davis-Cup-Spieler war mit seinem Auftritt nicht zufrieden. «Ich habe mich beeindrucken lassen», sagte Kohlschreiber, nachdem er beim Grand-Slam-Turnier in New York als letzter deutscher Tennisprofi ausgeschieden war. «Er hat es geschafft, mich zu stressen. Ich habe nie wirklich zu dem Spiel gefunden, was ich mir gewünscht hätte.»
Der Rekord-Grand-Slam-Sieger trifft nun auf Juan Martin del Potro, der den Österreicher Dominic Thiem in einem verrückten Fünf-Satz-Match mit 1:6, 2:6, 6:1, 7:6 (7:1), 6:4 niederrang. 2009 hatte Federer das Endspiel der US Open gegen den Olympia-Zweiten aus Argentinien verloren, der in den vergangenen Jahren lange mit Handgelenksproblemen ausfiel. «Es ist großartig, ihn auf der Tour zurück zu sehen», erklärte der 36-Jährige.
Kohlschreiber konnte den Australian-Open- und Wimbledonsieger nie ernsthaft gefährden und blieb im gesamten Match ohne Breakchance. Im Arthur-Ashe-Stadion diktierte Federer das Geschehen gegen seinen gelegentlichen Trainingspartner und machte nach 1:49 Stunden die leise-verwegenen Hoffnungen Kohlschreibers zunichte.
So musste der Augsburger seine zwölfte Niederlage im zwölften Spiel gegen Federer schlucken und sich aus Flushing Meadows verabschieden. «Wenn er einen guten Tag hat und ich gut spiele, wird es nicht reichen», hatte er gewusst. Insgesamt hatten 17 deutsche Profis im Hauptfeld des Grand-Slam-Turniers gestanden. «Morgen sage ich, es war ein Monster-Turnier und ein toller Abend. Jetzt bin ich natürlich angefressen», sagte der 37. der Weltrangliste.
Einen Tag nach der klaren Niederlage von Mischa Zverev gegen US-Profi Sam Querrey in eben diesem größten Tennis-Stadion der Welt verlor Kohlschreiber nicht ganz so glatt, reichte aber nicht an die Klasse des Gewinners von 19 Grand-Slam-Turnieren heran. Abgeklärt nutzte Federer seine erste Breakchance, Kohlschreiber geriet mit 3:4 entscheidend in Rückstand. Zwei Satzbälle wehrte der ehemalige Top-20-Spieler wenig später noch ab und versetzte dabei die Zuschauer mit einem direkten Rückhand-Returnwinner in Staunen. Doch dann quittierte Federer den ersten Satzgewinn mit einer geballten Faust.
Nach dem 2:6 im zweiten Abschnitt harrte Kohlschreiber auf seinem Stuhl aus, als der Weltranglisten-Dritte den Platz vorsorglich für eine Massage am linken Bein verließ. Viel war in den ersten Tagen auch über Federers strapazierten Rücken spekuliert worden, Fragen über seine Form ließ er aber nicht aufkommen. Den dritten Durchgang gestaltete Kohlschreiber zwar ausgeglichener. Doch als sich die Partie am Ende zuspitzte, erhöhte der Favorit den Druck und nahm dem Bayer den Aufschlag ab. Kohlschreibers einziges Grand-Slam-Viertelfinale bleibt vorerst das von 2012 in Wimbledon.
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(dpa)