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Starcoach Ortega entfacht Handball-Euphorie in Hannover

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Hannover (dpa) – Selbst Gerhard Schröder interessiert sich jetzt für Handball. Die TSV Hannover-Burgdorf hat vor dem Spitzenspiel der Bundesliga beim THW Kiel am Donnerstag (19.00 Uhr) eine Euphorie entfacht, die auch vor dem Altkanzler nicht Halt macht.

Den zweiten Saisonsieg im zweiten Spiel am Wochenende gegen Wetzlar (30:27) sah sich auch der begeisterte Schröder in der neuen TSV-Heimstätte TUI-Arena an und versprach, demnächst öfter zu kommen.

Es könnte sich lohnen. Die TSV könnte nach einer miesen Rückrunde mit keinem einzigen Sieg in dieser Saison das Überraschungsteam werden. «Das wird eine Mannschaft sein, die im oberen Drittel zu erwarten ist», prognostizierte Bundestrainer Christian Prokop. Der Saisonstart verlief unter anderem mit dem Sieg gegen das europäische Spitzenteam SG Flensburg-Handewitt glänzend. Selbst für den THW fühlen sich die Niedersachsen stark genug. «Kiel ist im Umbruch und wird in dieser Saison auch das ein oder andere Spiel verlieren. Warum nicht am Donnerstagabend gegen uns», sagte der neue TSV-Coach Carlos Ortega.

«Es ist ein anderes Selbstverständnis im Team», sagte Geschäftsführer Benjamin Chatton. Gründe dafür gibt es viele, der beste scheint der spanische Coach zu sein. «Im Vergleich zur unglaublich schlechten Rückrunde in der letzten Saison erkennt man jetzt deutlich die Handschrift von Ortega», lobte THW-Coach Alfred Gislason. Die «spanische Schule» mit konsequentem Spiel über den Kreisläufer funktioniert bestens. Auch in der Abwehr gibt es ein neues System.

Als es Chatton im Sommer gelang, Ortega nach Hannover zu locken, staunte die Szene. Der 46-Jährige hat einen Namen im Welthandball. Schon als Spieler war der Malagueño extraklasse, auch als Trainer machte er seit 2005 Karriere und sammelte vor allem beim ungarischen Top-Club Veszprem sechs Titel in drei Jahren. An seiner Seite will der frühere Weltklasse-Handballer Iker Romero als Co-Trainer lernen.

«Es ist sehr positiv, dass sich so ein Trainergespann mit dieser Vita für einen Standort wie Hannover entscheidet», meinte Chatton und prophezeite: «Handballspezifisch werden wir von der Zugkraft beider Namen profitieren.» Von deren Ambitionen möglicherweise auch, denn mit Mittelmaß will sich das spanische Duo nicht zufrieden geben.

«Hannover hat auf dem Papier vielleicht nicht die Chance, den Titel zu gewinnen, aber die Aussicht auf eine gute Saison allemal», sagte Ortega und schielt auf Ausrutscher der Top-Clubs Flensburg, Kiel und der Rhein-Neckar Löwen: «Drei, vier Mannschaften stehen klar über dem Rest. Aber klar ist auch: diese Teams spielen viele Wettbewerbe.»

Chatton sieht in der TSV Steigerungspotenzial. Um das auszunutzen, zog der Club raus auf das Expo-Gelände in die über 10 000 Zuschauer fassende Arena und trägt. «Wir machen den Umzug für die nächsten Jahre. Wir wollen Handball in Hannover auf das nächste Niveau hieven», sagte Chatton, der auch Arena-Geschäftsführer wurde.

5100 Zuschauer hatte der Club in der Vorsaison im Schnitt mit damals schon fünf Spielen in der TUI-Arena. Nun wird vorsichtig mit 5000 Fans bei 13 von 17 Heimspielen in der großen Halle kalkuliert. Wohl zu Recht. Zu den ersten beiden Heimspielen kamen je rund 4300 Fans. Die Scorpions aus der Deutschen Eishockey Liga, die in der TUI-Arena nie heimisch wurden, trotz Meisterschaft 2010 vor verschwindend geringen Zuschauerzahlen spielten und die DEL-Lizenz längst aufgegeben haben, sind für Chatton aber kein warnendes Beispiel: «Die Geschichten, die wir erzählen, sind sehr unterschiedlich.»

Auch ohne automatisch deutlich mehr Zuschauer ist Chatton vom Erfolg des Umzugs überzeugt: «Wir wollen uns näher an die Top-Clubs heran arbeiten. Und das geht nur durch die Verbesserung der Rahmenbedingungen. Wir können hier ganz andere Möglichkeiten nutzen.»

Damit will der 36-Jährige in Zukunft oben angreifen. «Vielleicht schaffen wir es, in den nächsten Jahren ein neues Anspruchsdenken zu etablieren. Dass wir sagen können, also Fünfter sind wir auf jeden Fall», meinte der smarte Jung-Manager.

Fotocredits: Silas Stein

(dpa)

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