Hannover – Trotz aller Unruhe im Umfeld will Aufsteiger Hannover 96 seine kleine Erfolgsserie zum Start der Fußball-Bundesliga beim VfL Wolfsburg fortsetzen.
Zwar ist die Mannschaft von Trainer André Breitenreiter vor dem Niedersachsen-Duell in der Autostadt in der Außenseiterrolle, an Selbstvertrauen mangelt es jedoch nicht. «Wir möchten natürlich den VfL ärgern», sagte Breitenreiter. «Wir müssen uns nicht kleiner machen, als wir sind für dieses Spiel.»
96 reist nicht nur mit dem Rückenwind aus zwei Siegen in den ersten beiden Ligaspielen gegen Mainz und Schalke nach Wolfsburg, auch die Statistik spricht für die Gäste. Letztmals verlor Hannover im November 2011 beim Nachbarn, seitdem gab es zwei Siege und zwei Unentschieden in der Volkswagen-Arena.
Dabei ist der frühe Erfolg in dieser Saison überraschend, vieles lief gegen den Club. In der Vorbereitung riss im rechten Knie von Kapitän Edgar Prib das Kreuzband. Dringend benötigte Verstärkung für die Offensive konnte Manager Horst Heldt erst kurz vor Transferende verpflichten. Zudem unterstützen Teile der Fans seit Wochen das Team nicht mehr, weil sie gegen Clubboss Martin Kind protestieren wollen.
In dieser Woche kam der Wirbel um eine Dopingkontrolle nach dem Ligaauftakt in Mainz dazu: Am ersten Spieltag soll sich ein 96-Spieler nicht an die Regeln gehalten haben, weil er ohne entsprechende Erlaubnis nach Spielende in die Kabine statt direkt in den Dopingkontrollraum gegangen war. Vor der Länderspielpause bremste all die Unruhe die Niedersachsen nicht, bisher kassierten sie noch keinen Gegentreffer und spielten gegen Schalke und Mainz sehr variabel.
Gegner Wolfsburg hat bislang nicht bewiesen, dass es in dieser Spielzeit besser laufen wird als in der Vorsaison. Der ambitionierte Lokalrivale um Torjäger Mario Gomez rettete sich erst in der Relegation gegen Eintracht Braunschweig vor dem Absturz in die 2. Bundesliga. Der schmeichelhafte Sieg in Frankfurt zuletzt konnte Zweifel an der Leistungsfähigkeit des VfL noch nicht entkräften. Immerhin sei die Stimmung jetzt positiver, versicherte Trainer Andries Jonker: «Die Spieler haben bessere Laune, und dann läuft auch alles einfacher.»
Hoffnungen weckt die Offensive. Kapitän Gomez erhält gegen Hannover erstmals Unterstützung von Angreifer Divock Origi, der kurz vor Transferschluss vom FC Liverpool ausgeliehen wurde. Große Sorgen hingegen hat der VfL wieder in der Defensive. Die Innenverteidiger Jeffrey Bruma und John Anthony Brooks fehlen ohnehin lange, jetzt drohen auch die angeschlagenen Neuzugänge Marcel Tisserand und Ignacio Camacho ausfallen.
Zurückhaltung ist deshalb angesagt – auch bei Nationalspieler Gomez. Der «Sport Bild» sagte der 32-Jährige: «Wir wollen gut in Schwung kommen, Konstanz reinbringen, und es soll sich eine Mannschaft entwickeln, die eine Zukunft hat.»
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(dpa)