Mönchengladbach – In der neuen Frankfurter Multi-Kulti-Truppe hat Kevin-Prince Boateng gleich die Leader-Funktion übernommen.
Mit seinem Kampfgeist, seinen Emotionen und seinem Siegtreffer zum 1:0 (1:0)-Erfolg bei Borussia Mönchengladbach hat der 30 Jahre alte Bundesliga-Rückkehrer dem hessischen Erstligaclub die Sieger-Mentalität zurückgebracht.
«Er ist ein Junge, der geradeaus ist, der Empathie hat und die Mannschaft führen kann. Das ist das, was wir brauchten in Frankfurt – und das ist das, was wir bekommen haben», sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac, der sich für eine Verpflichtung des einstigen «Bad Boys» stark gemacht hat.
Mit Boateng als Integrationsbeauftragten in der bunt gemischten Truppe mit Spielern aus vielen Nationen ist in kurzer Zeit schon ein gutes Miteinander entstanden. «Es zählen nicht nur Siege. Man muss auch sehen, dass wir in drei Wochen schon einen guten Teamgeist entwickelt haben», sagte Offensivspieler Boateng. «Und man darf nicht vergessen: Wir sind elf Neuzugänge mit 480 Sprachen in der Mannschaft».
Die gute Laune des Neuen in Frankfurt, der sein erstes Bundesligator seit dreieinhalb Jahren erzielte, war verständlich. Nicht nur wegen des Siegtreffers, sondern vor allem wegen der Situation nach 45 Sekunden, als Boateng in Abseitsstellung seinen Fuß in einen Schuss des Kollegen Mijat Gacinovic hielt und den eigentlich korrekten Treffer dadurch verhinderte, weil er den Ball noch berührte. «Zum Glück habe ich meinen Fehler wieder gut gemacht», sagte Boateng, der nach einem Schlag an die Schläfe mit einem ordentlichen Brummschädel kurz nach der Pause ausgewechselt werden musste.
Doch Kovac wollte seinen Routinier nicht zum alleinigen Sieger küren. «Ich glaube, dass die ganze Mannschaft ein gutes Spiel gemacht hat. Die Gladbacher wussten doch gar nicht wie ihnen geschah. Und das ist ja keine Laufkundschaft», befand der Eintracht-Coach. «Hier zu gewinnen ist nicht einfach, hier werden auch nicht viele Mannschaften gewinnen», meinte Kovac. In der Tat hätten die Hessen schon zur Pause mit zwei oder drei Toren führen können. «Die ersten 30 Minuten waren die besten von Frankfurt, die ich gesehen habe», sagte Torhüter Lukas Hradecky.
Auch Vorstandsmitglied Fredi Bobic war hochzufrieden mit dem Auftritt der Mannschaft, die an gleicher Stelle vor sechs Monaten den Einzug ins DFB-Pokalfinale geschafft hat. «Wir haben gezeigt wie spielstark wir sein können», sagte der frühere Nationalspieler.
Boateng beschloss seinen Tag im Borussia-Park mit einer gefühlvollen Geste. Unter seinem Trikot trug er ein T-Shirt mit der Nummer 34 des ehemaligen Amsterdamer Fußballprofis Abdelhak Nouri, der vor zwei Monaten im Testspiel gegen Werder Bremen eine Herzattacke erlitt und bleibende Schäden davontrug. «Ich kenne ihn nicht persönlich. Aber diese Tragödie hat mich bewegt. Ich will der Familie beistehen und für sie beten. Ich werde das T-Shirt die ganze Saison tragen.»
Fotocredits: Marius Becker
(dpa)