Freiburg – Die erste Rote Karte in der Bundesliga mit Hilfe des Videobeweises als Strafe für den Gegner konnte Gonzalo Castro nicht besänftigen. Zu sehr ärgerte sich Dortmunds Mittelfeldspieler nach dem 0:0 beim SC Freiburg über den drohenden erneuten Ausfall von Kapitän Marcel Schmelzer.
Dass er in der Champions League gegen Tottenham Hotspur am Mittwoch spielen kann, schien schon unmittelbar nach dem Abpfiff ausgeschlossen. «Das ist das Problem, wenn man als Schiedsrichter nicht früh genug ein Zeichen setzt und mal die Gelbe Karte zückt. Dann passiert sowas wie dieses Foul, und einer von uns ist wieder verletzt», schimpfte Castro über das Tackling von Freiburgs Neuzugang Yoric Ravet nach knapp einer halben Stunde.
Für Schmelzer endete das Comeback nach überstandener Verletzung am Sprunggelenk und wochenlanger Pause deswegen frühzeitig. Laut BVB berichtete der ehemalige Nationalspieler von «höllischen Schmerzen». «Es sieht so aus, als sei im selben Fuß erneut der Bänderapparat betroffen. Das ist das Ergebnis der manuellen Untersuchungen. Aber auf den Röntgenbildern sieht man ja keine Bänder, deshalb müssen wir das MRT des Knöchels morgen abwarten», sagte Dortmunds Pressesprecher Sascha Fligge dem «Kicker» noch am Samstag.
Dabei hatte der nicht souverän wirkende Schiedsrichter Benjamin Cortus dem Tackling des Franzosen Ravet zunächst die Gelbe Karte gezückt. Während Schmelzer auf dem Boden liegend behandelt wurde, trabte Cortus dann aber zu einem Bildschirm hinter der Werbebande und entschied im Anschluss auf Rot für die Nummer 16 der Freiburger. «Das ist ein riesen Scheiß. Das gefällt mir gar nicht. Wenn es langsam ist, dann sieht es wieder schlimm aus. Aber er will ihm ja nicht das Bein brechen», schimpfte Ravets Teamkollege Amir Abrashi.
Trainer Christian Streich dagegen sagte: «Ich habe die Szene gesehen: Da ist Rot vertretbar.» Allerdings betonte Streich auch: «Wenn er Gelb gibt, macht er keinen Fehler.» Wie beim 0:0 gegen Eintracht Frankfurt, als dem SCF ein Treffer wegen Abseits durch den Videoassistenten aberkannt wurde, war das neue Hilfsmittel für die Freiburger schädlich. Streich bekannte sich dennoch grundsätzlich als Unterstützer der Technik: «Ich gehe davon aus, dass durch diesen Videobeweis am Ende weniger falsche Entscheidungen getroffen wurden.»
Bei einer unglücklichen Entscheidung Cortus‘ konnte der Video-Assistenten allerdings nicht helfen. Nach 80 Minuten landete der Ball im Netz von SC-Keeper Alexander Schwolow – doch der Treffer zählte nicht, weil der Schiedsrichter unmittelbar zuvor wegen eines vermeintlichen Foulspiels an BVB-Verteidiger Sokratis abgepfiffen hatte.
Die Laune nach dem ersten Punktverlust der Saison war entsprechend schlecht. «Wir sind enttäuscht. Dortmund muss in Freiburg gewinnen. Wenn man eine Stunde mit einem Mann mehr spielt, ist Zeit genug, ein Tor zu schießen. Das war zu wenig», sagte Trainer Peter Bosz zum insgesamt behäbigen Spiel seiner Mannschaft. Kleiner Trost: Durch die Niederlage des FC Bayern in Hoffenheim ist der BVB weiterhin Tabellenführer.
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(dpa)