Wolfsburg (dpa) – Olaf Rebbe wirkte nicht erst nach dem nur mäßig gelungenem Debüt des zweiten von ihm verpflichteten Trainers binnen sieben Monaten angespannt.
Etwas dünnhäutig und wohlwollender als viele Beobachter bewertete der Sportchef des VfL Wolfsburg das am Ende ziemlich glückliche 1:1 (1:0) gegen Werder Bremen im ersten Bundesligaspiel unter Neu-Coach Martin Schmidt. «Insgesamt war es ein beherzter Auftritt und ein Unentschieden, das in Ordnung geht», sagte Rebbe nach dem Krisenduell gegen die noch sieglosen Bremen. Treffender war die Wertung von Werder-Coach Alexander Nouri: «Wir hätten das Spiel gewinnen müssen.»
Gegen stark ersatzgeschwächte Bremer war die von Schmidt geforderte Leidenschaft und Offensivstärke nur im ersten Durchgang zu spüren. Trotz der verdienten Führung durch Divock Origi (28. Minute) konnte auch der von Rebbe «zur Wiederherstellung der Ruhe» verpflichtete Schmidt den Rückfall der VfL-Profis in alte Verhaltensmuster nach der Halbzeit nicht verhindern. Nicht erst nach dem Ausgleich von Fin Bartels (56.) wirkte Wolfsburg hilf- und orientierungslos.
Dass Rebbe und Schmidt trotz der schwachen zweiten Hälfte «einen Punkt für die Moral» (Schmidt) und nur «eine Viertelstunde, in der wir das Spiel etwas aus der Hand gegeben haben» (Rebbe) sahen, kann man beiden kaum vorwerfen. Unter psychologischem Aspekt muss das Duo vor dem Spiel bei Bayern München am Freitag (20.30 Uhr), wo der letzte Punktgewinn bereits 16 Jahre zurück liegt, die vermeintlich positiven Aspekte des Trainerwechsels betonen.
Rebbe selbst ist sich durchaus bewusst, dass die Personalie Schmidt nach der Trennung von Andries Jonker nun tunlichst schnell funktionieren sollte. «Dafür stehe ich auch und dafür übernehme ich auch die Verantwortung», bekannte er selbst nach dem von ihm forcierten erneuten Trainerwechsel nach nur vier Spieltagen.
Bereits zum zweiten Mal gestand der 39-Jährige nun indirekt einen Fehler ein, indem er kurz nach dem Beginn einer Halbserie einen Trainer beurlaubte, der zuvor im VfL-Umfeld bereits kritisch beäugt worden war. Rebbe hatte dennoch im Winter an Valérien Ismaël und nun im Sommer am von ihm im Februar 2017 geholten Jonker festgehalten.
Der Jungmanager versucht in der Außendarstellung derzeit aber alles, sich keine Fehler ankreiden zu lassen. «Ich weiß nicht, ob das so richtig ist», sagte er beispielsweise zur möglichen Fehleinschätzung in Bezug auf Jonker und verwies auf den allerdings nur mit Ach und Krach in der Relegation realisierten Klassenverbleib.
«Ich glaube nicht, dass der VfL Wolfsburg ein Chaosclub ist», sagte Rebbe weiter zur Tatsache, dass Schmidt bereits der vierte Trainer binnen zwölf Monaten ist und bewertete den frühen Zeitpunkt des erneuten Wechsels sogar als positive Entscheidung. «Der Auftrag Neuaufbau ist nicht erfüllt worden. Deswegen haben wir so konsequent reagiert», sagte Rebbe, der im Sommer gut 50 Millionen Euro in den Kader investiert und einige Leistungsträger der Vergangenheit abgegeben hatte. Ob der von ihm neu zusammen gestellte Kader allerdings tatsächlich für den Neuaufbau taugt, wird sich kurzfristig zeigen müssen und dürfte von VW nun genau beäugt werden.
Schon in der Vergangenheit zeigten sich die Bosse vom Mutterkonzern ziemlich kompromisslos, wenn sich Entscheidungen der Sportchefs Dieter Hoeneß, Felix Magath oder Klaus Allofs wiederholt als glücklos erwiesen hatten. Aktuell jedoch ist der VW-Konzern im Zuge des Abgasskandals mehr mit sich selbst als dem VfL beschäftigt. Dies ist freilich auch ein Grund für die Krise beim Bundesligisten.
Seit Monaten ist das Amt eines sportlichen Entscheiders in der Geschäftsführung nach dem Allofs-Aus Ende 2016 vakant. Zwar stieg dessen damaliger Assistent Rebbe zum Sportchef, aber eben nicht in die Geschäftsführung auf. Dort müssen die verbliebenden Finanz- und Rechtsexperten Wolfgang Hotze und Tim Schumacher auf Rebbes Entscheidungen vertrauen. Die sollten nun erfolgreich sein, sonst entscheidet VW.
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