Fußball

Heynckes verspricht dem FC Bayern wieder «Ordnung»

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München – Jupp Heynckes begann seine Titel-Rettungs-Mission beim FC Bayern mit einem standesgemäßen «Grüß Gott» – dann holte der Trainer-Altmeister in einem Monolog von zehneinhalb Minuten weit aus.

Im Team wieder «Ordnung schaffen», die «Situation entkrampfen», eine «Hierarchie installieren» und den Bossen Zeit und Ruhe bei der langfristigen Trainersuche schenken: Der Bundesliga-Rückkehrer lässt sich vom Mammut-Programm beim schwächelnden Fußball-Rekordmeister nicht einschüchtern. Konkrete Ziele verkneift sich der Triple-Macher von 2013, meinte aber optimistisch: «Trotz der schwierigen Situation bin ich zuversichtlich, dass wir die Erfolgsspur wieder aufnehmen.»

Vor zwei Dutzend Kamerateams und mehr als 70 Reportern präsentierten die Bayern in der Allianz Arena ihren alten, neuen Hoffnungsträger als «absoluten Meister im Fußball», wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge lobte. «Wir haben alle das Feuer gespürt, das ihn ihm lodert. Wir sind überzeugt, dass er der ideale Mann ist.»

Mehr als eine Acht-Monats-Episode soll die Rückkehr des fast schon legendenhaft verehrten Trainers an der Säbener Straße aber nicht sein. Das machte Heynckes, der wegen des Herzenvereins nach langen Überlegungen sogar seine Frau Iris vor einer Knie-Operation und den gemeinsamen Hund Cando am Niederrhein zurückließ, mehrmals deutlich.

Bei seinem bis dato letzten Engagement in München hatte sich der Weltmeister von 1974 noch arg geärgert, als ihm während der Saison schon der künftige Nachfolger Pep Guardiola präsentiert worden war. Wer den FCB ab Sommer 2018 dauerhaft trainieren wird, das werde in den nächsten Monaten in aller Ruhe entschieden. «Ich kann heute schon eins ziemlich klar sagen: Dass wir sicherlich im Jahr 2017 nicht verkünden werden, was zum 1.7.2018 passiert», unterstrich Rummenigge. «Wir werden uns da ausreichend Zeit lassen, intern beraten, befruchten und dann am Ende des Tages auch gemeinsam entscheiden.»

Für Willy Sagnol, Assistent des vor eineinhalb Wochen gefeuerten Carlo Ancelotti und zuletzt Interimscoach, ist in Heynckes‘ Team kein Platz. Wie es mit dem Franzosen weitergeht, war zunächst offen. «Da ist noch keine finale Entscheidung gefallen», sagte Rummenigge und kündigte «zeitnah in dieser Woche ein weiteres Gespräch» an.

Auch wenn Heynckes über seinen Vorgänger Ancelotti kein schlechtes Wort verlor und den Italiener sogar als «Gentleman» lobte – mit der Vergangenheit soll schnell gebrochen werden. Misstöne innerhalb der Mannschaft, frustrierte Spieler, stagnierende Entwicklungen einzelner Profis und sonderbare Aufstellungen hatten den Bayern in der Bundesliga fünf Punkte Rückstand auf Borussia Dortmund und in der Champions League ein 0:3 bei Paris Saint-Germain eingebrockt.

«Meine Aufgabe ist, wieder Ordnung zu schaffen», betonte Heynckes, der als Bayern-Kenner die Situation «entkrampfen» und «entschleunigen» will. «Ich glaube, dass ein Ruck durch die Mannschaft gehen wird. Es liegt viel Arbeit vor uns.»

Von Titeln oder gar einer Wiederholung des historischen Triples aus dem Jahr 2013 sprach er nicht. «Es bringt nichts, wenn wir jetzt schon anfangen, irgendwelche Ziele auszugeben», meinte der Coach. Zumal sein Freundschaftsdienst mit höchst komplizierten drei Wochen inklusive sieben Pflichtspielen beginnt. Heynckes will «hochsensibel» sein. «Das wird ein Balanceakt werden», ist er überzeugt, «aber ich denke, dass ich genügend Erfahrung habe, das zu handeln.»

Die Spieler fiebern dem Neu-Start von «Don Jupp» entgegen. «Ich glaube, eine bessere Lösung gibt es nicht», meinte Jérôme Boateng. Dessen Weltmeister-Kollege Thomas Müller rechnet mit intensiven Start-Wochen des neuen Coaches. «Er kann der Mannschaft neue Impulse geben, was Leidensfähigkeit, Einsatzbereitschaft, defensive Einstellung betrifft. Wir werden ein straffes Training haben», sagte der Nationalspieler vor der Rückkehr vom DFB-Team aus Kaiserslautern.

Von einem Erfolg nach vier Jahren Fußball-Rente sind in München alle überzeugt. «Der Fußball ist nicht neu erfunden worden», meinte Heynckes zum Comeback. Die Bedenken ob seines Alters habe er gehört. Aber: «Ich bin 72, aber das ist nur eine Zahl und nicht mehr.»

Fotocredits: Sven Hoppe
(dpa)

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