Hannover – Der Bauch des Trainers spielte die entscheidende Rolle.
Dass Ante Rebic Eintracht Frankfurt zu einem erneuten Last-Minute-Sieg schoss und Hannovers Heimspiel-Serie in der Fußball-Bundesliga beendete, lag an einer ungewöhnlichen Entscheidung von Niko Kovac – denn der Matchwinner beim Frankfurter 2:1-Sieg hätte eigentlich längst ausgewechselt sein sollen. «Ich weiß nicht, warum ich mich dagegen entschieden habe, ich kann es Ihnen nicht erklären», sagte Kovac. «Wahrscheinlich war es so ein Bauchgefühl.» Und schmunzelnd fügte er an: «Manchmal hat man ja so Gefühle.»
Rebic hatte sich nicht für einen Einsatz über die volle Spieldauer empfohlen. Doch im entscheidenden Moment glänzte er mit einem Knaller-Tor. Aus rund 20 Metern traf der 24 Jahre alte Angreifer nach Ablage von Sebastian Haller, der bereits mit dem Führungstreffer in der 10. Minute eine starke Szene hatte.
Dank Rebic gewann Frankfurt das dritte Auswärtsspiel der Saison und kletterte auf Platz sechs der Tabelle. Und Hannover verlor nach drei Siegen ohne Gegentor erstmals daheim. Die bisher letzte Heim-Niederlage gab es für 96 im Februar in der 2. Liga.
«Der Schuss hätte auch unter dem Tribünendach landen können», kommentierte Kovac, der zum Unglück der Hannoveraner auf seinen Bauch gehört hatte. Der 96-Treffer von Salif Sané (36.) reichte nicht für einen Punkt im bisher schwächsten Saisonspiel des Aufsteigers.
«Es gehört auch Glück dazu», sagte Kovac zum späten Treffer – und hätte auch seine eigene Entscheidung pro Rebic meinen können. «Wir haben gesehen, dass Ante nicht mehr die Rückwärtsbewegung so hatte», erklärte der Eintracht-Trainer, der wenig lobende Worte fand.
Selten musste ein Matchwinner so viel Kritik einstecken wie Rebic, der selber lieber schwieg. «Ich bin schon der Meinung, dass er das über 90 Minuten besser machen kann und besser machen muss», sagte Kovac. «Ich bin nur zum Teil zufrieden.»
Immerhin ist es das dritte Tor für den schnellen Angreifer, der erst am letzten Tag der Transferfrist ein zweites Mal vom AC Florenz ausgeliehen wurde. Ob die Eintracht die Kaufoption nutzt, hängt nicht nur von der Treffsicherheit ab. «Er muss in gewissen Spielphasen mehr Präsenz zeigen und nicht nur Zuschauer sein», forderte Kovac. Der Tadel hat einen Grund: «Ich weiß, dass ich ihn ab und zu piksen muss.»
Das mittelmäßige Erstliga-Spiel mit seinem spektakulären Ende fasste der Coach passend zusammen: «Zu so einem Zeitpunkt ist es glücklich, aber nicht ganz unverdient.» Das erkannte auch der Gegner an. «Auch wenn es ein Sonntagsschuss war, die Eintracht war vielleicht den Tick besser», kommentierte 96-Manager Horst Heldt.
Dass der zweite späte Sieg nach dem Nachspielzeit-Erfolg gegen Stuttgart kein Garant für das Erreichen großer Ziele ist, betonte der Eintracht-Trainer mehrfach. Denn wenn der Bauchmensch Kovac auf seinen Fußballverstand hört, kommt er zu der Erkenntnis: «Diese Spiele, die wir spielen, die sind so eng. Das ist so eng, das hätte auch andersherum laufen können.»
Fotocredits: Peter Steffen
(dpa)