Köln – Die Ära Jörg Schmadtke ist beim 1. FC Köln endgültig beendet. Am Donnerstag besuchte der frühere Sportchef 24 Tage nach seinem Rückzug das Geißbockheim, brachte seinen Dienstwagen zurück und verabschiedete sich von der Mannschaft und Angestellten.
Trainer Peter Stöger verpasste Schmadtke um wenige Minuten. Ein Zufall – wenn auch ein bezeichnender. Denn das Duo, das den FC nach 25 Jahren als Gesichter des Erfolgs zurück nach Europa führte, hätte sich ja absprechen können.
Doch Stöger hat derzeit ohnehin andere Sorgen. Sein Fokus ist voll auf die Zukunft gerichtet. Die Partie in Mainz am Samstag (15.30 Uhr) wird von vielen im Umfeld des Tabellenletzten als Endspiel gewertet. Im Duell der selbsternannten «Karnevalsvereine» will der FC den Bock endlich umstoßen und gegen ein Team auf vermeintlicher Augenhöhe am 12. Spieltag endlich den ersten Sieg holen.
«Die Länderspielpause hat geholfen, den Kopf frei zu bekommen und auf ein paar andere Gedanken zu kommen», sagte Timo Horn. Nach dem 0:3 gegen Hoffenheim hatte der Torhüter eine gewisse Niedergeschlagenheit im Team gespürt, auch auf das geplante Feiern des Karnevals-Auftakt verzichtete das Team geschlossen. Doch Horn versicherte: «Spätestens seit dieser Woche ist aber wieder Feuer bei uns drin.»
Stöger hat die Pause zum Einüben taktischer Grundtugenden genutzt, die im ersten Saison-Drittel plötzlich vergessen schienen. «Wir haben viel an der Organisation gearbeitet, an der Grundordnung und an der Abstimmung», erklärte der Coach.
Doch seine Rechnung für das Mainz-Spiel wurde in den vergangenen zwei Wochen heftig durchkreuzt. «Plus 3» sollte diese lauten. Heißt: drei Spieler mehr sollten angesichts der bevorstehenden Rückkehr der verletzten Jhon Cordoba, Claudio Pizarro und Marcel Risse zum Aufgebot gehören. Doch Risse erlitt einen Rückschlag, der bisher beständigste Kölner Dominique Heintz, Leonardo Bittencourt und Christian Clemens verletzten sich. Und so wurde aus «Plus 3» plötzlich «Minus 1» – die Personallage beim FC ist angespannter denn je. Stöger kommentierte dies demonstrativ lapidar: «Augen zu und durch!» Weitere schlechte Gedanken will er nicht zulassen.
Zumal Cordobas Rückkehr ausgerechnet an alter Wirkungsstätte Hoffnung macht. Zwar hat der Kolumbianer, für den Mainz den Kölnern im Sommer stolze 17 Millionen Euro abknöpfte, noch kein Bundesliga-Tor für den FC erzielt. Doch er kennt die Mainzer bestens und die alten Kollegen haben großen Respekt vor ihm. FSV-Mittelfeldspieler Pablo De Blasis berichtete: «Wir haben noch Kontakt in unserer WhatsApp-Gruppe. Und haben Jhon geschrieben, dass er sich anständig verhalten soll. Er soll sich mal für die Euro League schonen.»
Doch an das dortige Highlight gegen den FC Arsenal am Donnerstag denkt in Köln noch niemand. Denn Mainz soll der Startschuss für eine Aufholjagd werden, damit bis zur Winterpause der Anschluss an die Konkurrenz gehalten wird. Nur dann nämlich wären Transfers namhafter Verstärkungen realistisch. «Dass es für manche Spieler ein Aspekt ihrer Entscheidung ist, ob wir noch in Schlagdistanz zu den Nicht-Abstiegsplätzen sind, ist selbstredend», sagte Geschäftsführer Alexander Wehrle.
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(dpa)