München – Ein knappes halbes Jahr nach seiner Haftentlassung hat Uli Hoeneß seine Kandidatur für das Präsidentenamt beim FC Bayern München angekündigt.
«Uli Hoeneß wird für das Amt des Präsidenten des FC Bayern München eV kandidieren», teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister mit. Bei der Präsidiumswahl auf der Jahreshauptversammlung im November werde sich Hoeneß den Vereinsmitgliedern zur Wahl stellen. Amtsinhaber Karl Hopfner wird nach FCB-Angaben nicht mehr für ein Amt im Präsidium kandidieren. «Dies haben Karl Hopfner und Uli Hoeneß bei sehr angenehmen Gesprächen einvernehmlich so vereinbart», teilten die Bayern mit.
«Das war’s noch nicht!», hatte Hoeneß angekündigt. Nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung am 14. März 2014 war Hoeneß von seinen Ämtern beim FC Bayern zurückgetreten, Hopfner trat seine Nachfolge an. Der heute 64-jährige Hoeneß war 21 Monate in Haft, 14 davon im offenen Vollzug. Bei den Bayern hatte er Anfang 2015 als Freigänger einen Job im Jugendbereich bekommen.
Hopfner hatte zuletzt mehrfach erklärt, dass er Hoeneß bei einer Rückkehr ins Amt des Präsidenten nicht im Wege stehen werde. Ob Hoeneß auch wieder Chef des Bayern-Aufsichtsrates werden soll, war vorerst offen.
Bei den Profis des FC Bayern wurde ein mögliches Comeback des Welt- und Europameisters als Spieler in höchsten Ämtern positiv gesehen. «Er ist grundsätzlich eine Bereicherung für den FC Bayern. Er ist ja immer schon präsent», sagte Nationalspieler Thomas Müller. «Uli ist für den Verein sowas von wichtig. Ohne ihn wäre der FC Bayern nicht da, wo er jetzt steht», sagte Kapitän Philipp Lahm.
Auch der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge und Ehrenpräsident Franz Beckenbauer hatten sich für eine Rückkehr von Hoeneß in die Führungsetage der Bayern ausgesprochen. Dieser war beim FC Bayern immer schon mehr als nur ein Profi, Manager und bis zu seiner Verurteilung 2014 Präsident. Der gebürtige Ulmer führte den Verein von der Säbener Straße an die nationale und internationale Fußball-Spitze und wurde das Gesicht des stolzen «Mia san Mia»-Clubs.
Als Aktiver auf dem Fußballplatz verlief seine Karriere wie im Schnelldurchlauf: Mit 19 Jahren Profi, mit 20 Europameister, mit 22 Weltmeister, mit 27 Sportinvalide. Dann wechselte er ins Management der Bayern und erlebte von Bank und Tribüne aus unter anderem 19 Meistertitel, elf DFB-Pokalsiege und zwei Champions-League-Triumphe.
2009 zog er sich als Manager zurück und wurde Präsident des FC Bayern – blieb aber das Gesicht des mächtigsten, erfolgreichsten und streitbarsten Vereins in Deutschland. Sein positives Image, das er sich durch Wohltätigkeitsaktionen, Spenden und Benefizspiele aufgebaut hatte, bekam durch den Steuerskandal gewaltige Risse.
Fotocredits: Angelika Warmuth
(dpa)