Chemnitz – Der neue Basketball-Bundestrainer Henrik Rödl will beim Auftakt der WM-Qualifikation das Fehlen vieler Stammkräfte ausblenden.
«Es gilt jetzt, sich darauf zu konzentrieren, wer hier zusammen ist. Alles andere zählt im Moment gar nicht», sagt der 48-Jährige der Deutschen Presse-Agentur vor der Partie gegen Georgien in Chemnitz. Die Partie in Sachsen ist auch Rödls Debüt als Cheftrainer der Auswahl.
Im September erreichte das Team bei der Europameisterschaft das Viertelfinale und damit ihr bestes EM-Ergebnis seit zehn Jahren. Aber im Kader für die Partien gegen die Georgier und drei Tage später gegen Österreich stehen nur sechs Spieler von damals.
Das liegt an einem Terminkonflikt: NBA-Stars wie Aufbauspieler Dennis Schröder (Atlanta Hawks) und Profis von Euroleague-Teilnehmern wie Center Johannes Voigtmann vom spanischen Club Laboral Kutxa Vitoria haben keine Zeit. Denn die NBA und die europäische Königsklasse haben ihre Spielpläne nicht an die neuen Länderspielfenster angepasst, die der Weltverband FIBA zu dieser Saison eingeführt hat. Erstmals seit langem finden so wieder Partien der Nationalteams parallel zum Ligabetrieb statt und nicht nur während der Sommerpause. Daher ohne Schröder und Co.
Das Spiel gegen Georgien ist dabei kein Schaulaufen, sondern ein «Schlüsselspiel», wie es der Bundestrainer sagt. Deutschland will zur WM 2019 in China – auch weil das der beste Weg ist, um die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zu schaffen.
Die DBB-Auswahl bestreitet dabei bis Juni 2018 zunächst jeweils Hin- und Rückspiel in einer Gruppe gegen Georgien, Österreich und Vize-Europameister Serbien. Wer Letzter wird, fliegt raus. Die anderen erreichen die zweite Gruppenphase, die in der kommenden Saison anläuft. Die drei besten Teams spielen dann gegen die drei Erstplatzierten der Gruppe von Griechenland, Israel, Großbritannien und Estland. Aus dieser Sechsergruppe qualifizieren sich wiederum die drei erfolgreichsten Mannschaften für die WM.
Für Deutschland scheint es machbar, die erste Runde zu überstehen. Gegen Georgien und Österreich ist die DBB-Auswahl favorisiert. Der Clou jedoch ist, dass die Ergebnisse der Vorrunde in die zweite Phase mitgenommen werden. Jedes Spiel zählt, jeder Ausrutscher könnte am Ende bestraft werden. «Wir müssen alles dafür tun, dieses Spiel zu gewinnen», fordert Rödl mit Blick auf das Auftaktmatch.
Experimente plant der Coach deshalb trotz der vielen jungen und unerfahrenen Profis, die er nominierte, nicht. Fünf von 14 Spielern im Kader haben noch nie für das A-Team gespielt. «Es ist kein Freundschaftsspiel, in dem man jemanden testen kann», sagt Rödl, der nach der EM den Job von Chris Fleming übernahm. Zuvor war der Europameister von 1993 schon als Co-Trainer für das Team tätig.
Und trotz der vielen Ausfälle seien genug Führungsspieler vorhanden, versichert er. Profis wie Danilo Barthel (Bayern München), Karsten Tadda (EWE Baskets Oldenburg) oder Kapitän Robin Benzing (s.Oliver Würzburg) könnten das Team leiten. «Ich helfe überall und versuche als gutes Beispiel voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen», sagt auch Benzing. Die Vorbereitungszeit mit der neuen Runde sei aber knapp: «Da bleibt einiges simpel, aber wir versuchen natürlich auch unsere Basketballkultur zu behaupten.»
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(dpa)