Leverkusen (dpa) – Mit einer knallroten Weihnachtsmütze von Bayer 04 stand Leon Bailey in den Katakomben, völlig durchnässt und frierend.
«Es ist schon mein fünfter Winter in Europa. Eigentlich bin ich das inzwischen gewohnt», sagte der wieder einmal überragende Spieler von Bayer Leverkusen lächelnd: «Aber ich brauche jetzt mal wieder ein bisschen Sonne. Deshalb freue ich mich auf Weihnachten zu Hause in Jamaika.»
Doch auch Schnee, Wind und Regen hindern den Spaß-Fußballer aus der Karibik nicht an seinem steilen Aufstieg zum internationalen Star. Seit Wochen spielt Bailey überragend, beim 1:0 (1:0) gegen Werder Bremen bereitete er das Siegtor von Lucas Alario (11.) glänzend vor. Für viele ist er der beste Bundesliga-Spieler der Hinrunde, beim Fachblatt kicker hat er den besten Notenschnitt aller Profis. Mit vier Toren und fünf Vorlagen hat er riesigen Anteil an Bayers stolzer Serie von elf Spielen ohne Niederlage, die am Mittwochabend mit dem Sprung auf Champions-League-Platz vier belohnt wurde.
Dies alles ist umso beachtlicher, da Bailey eine extrem anspruchsvolle Position bekleidet. Als linkes Glied der Fünferkette ist er quasi Linksverteidiger und Flügelstürmer in einem. Defensiv wirft sich der 20-Jährige in jeden Zweikampf, offensiv setzt er mit seiner Schnelligkeit und Zielstrebigkeit Akzente und versetzt die Fans mit einigen Kabinettstücken in Verzückung. «Er ist eine echte Waffe», sagte auch Trainer Heiko Herrlich. Sportchef Rudi Völler lobte den 12-Millionen-Einkauf des vergangenen Winters als «herzerfrischend. Besonders bemerkenswert ist, dass ein Spielertyp wie er nicht egoistisch ist, sondern immer für die Mannschaft arbeitet.»
Entsprechend bescheiden gibt sich Bailey. Im April hatte er noch für Negativ-Schlagzeilen gesorgt, als er einen Profi-Boxer bei Snapchat als «Clown» bezeichnet hatte und dieser ihm öffentlich Prügel androhte. Doch der Jamaikaner hat daraus gelernt, gibt heute nur noch auf dem Spielfeld Vollgas. «Ich bin noch jung, will mich ständig verbessern und aus meinen Fehlern lernen», sagte er: «Im Moment klappt es ganz gut, ich bin auf dem richtigen Weg. Aber entscheidend ist, dass wir eine Mannschaft sind, dass einer dem anderen hilft. Auf und neben dem Platz.»
Das ist bei Bayer sicher ein entscheidender Unterschied zur vergangenen Saison. Doch das gewisse Extra bringt Bailey mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten. Seinen Ideen, seiner Energie, seiner Fähigkeit, Spiele zu entscheiden. «Es macht richtig Spaß mit ihm», sagte Torschütze Alario: «Wenn er den Ball hat, suche ich schon Räume, in die ich laufen könnte. Und ich weiß, er wird dort reinspielen.»
Längst hat Bailey natürlich das Interesse vieler internationaler Top-Clubs geweckt. Doch Manager Jonas Boldt stellte klar: «Ein Transfer kommt nicht infrage.»
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