St. Moritz (dpa) – Die Bilder aus St. Moritz passten nicht zur Ausbeute im letzten Riesenslalom des Winters. Felix Neureuther stand bei strahlendem Sonnenschein bejubelt von den Zuschauern im T-Shirt in der Box des Führenden – allerdings nicht lange und auch viel zu früh.
Nach dem Skirennfahrer aus Garmisch-Partenkirchen kamen noch 22 Konkurrenten, am Ende war der 31-Jährige 18., noch einen Platz hinter seinem Teamkollegen Fritz Dopfer. Stefan Luitz hatte sich schon nach dem ersten Durchgang verabschiedet. «So kann ich sicher nicht zufrieden sein, ohne Punkte heimzufahren», sagte Neureuther.
Eine schlechtere Ausbeute mussten die Herren in einem Riesentorlauf zuletzt im Oktober 2013 erklären. Seither war in 24 Rennen immer mindestens ein Vertreter des Deutschen Skiverbands in die Top Ten gekommen. Neureuther hatte daran einen sehr großen Anteil, in diesem Winter war ihm bei seinen neun Starts vor St. Moritz in dieser Disziplin nur in Japan kein einstelliges Resultat gelungen. Trotz allen Ärgers sagte er deswegen auch: «Nichtsdestotrotz kann ich mit meiner Riesenslalom-Saison schon sehr zufrieden sein. Ich weiß nicht, ob ich schon mal so viele Weltcup-Punkte gemacht habe.»
Unabhängig vom Ausgang des letzten Slaloms am Sonntag (8.30/11.00 Uhr) ist die Saisonbilanz der deutschen Technik-Mannschaft deswegen weder richtig gut noch richtig schlecht. Mit nur einem Sieg und insgesamt fünf Podestplätzen waren Neureuther, Dopfer und Co. zwar in den vergangenen vier Jahren immer besser – richtig ist aber auch, dass die Zahl der Top-Ten-Plätze gestiegen ist.
Alpinchef Wolfgang Maier verteilte deswegen die Schulnote 2,5. «Ein Sieg und die Podeste dazu ist einfach zu wenig für das, was die Mannschaft ableisten kann. Aber dadurch, dass wir eine sehr hohe quantitative Ausbeute unter den Top 10 haben, würde ich diese Saison nicht als eine schlechte Saison bezeichnen», sagte er.
Der Winter ohne Großereignis sei ein «Dämpfer», der die Mannschaft «wachrüttelt», analysierte Maier. «In der Gesamtbilanz fehlen uns halt diese Podien.»
Allein zehnmal brachte ein deutscher Skirennfahrer in diesem Winter eine Top-Drei-Platzierung aus dem ersten Durchgang nicht ins Ziel und verpasste die Podestplätze noch. Das ärgerte speziell Neureuther unmittelbar nach den Rennen immer. Allerdings zieht er daraus auch Zuversicht für den kommenden WM-Winter. «Ich habe gesehen, dass ich bei den Schnellsten dabei sein kann, war auf dem Podium und hatte viele schnelle Läufe», sagte er. Neureuther freute sich nach einer Saison ohne Schmerzmittel über die Erkenntnis: «Es funktioniert.»
Bei einer Operation soll in den kommenden Tagen nun ein freies Gelenkteilchen aus dem linken Knie entfernt werden. Danach will Neureuther mit einer guten Sommervorbereitung die Grundlage für den Endspurt seiner Karriere legen.
Fotocredits: Jean-Christophe Bott