Augsburg (dpa) – Der Trainer ist neu, die Innenverteidigung auch, Tobias Werner hat den Verein verlassen – nur bei der Herangehensweise an die neue Saison will der FC Augsburg alles beim Alten belassen.
Bescheidenheit, Zurückhaltung und Tiefstapelei sind die Tugenden, die den schwäbischen Fußball-Bundesligisten seit jeher auszeichnen. «Wir wissen, dass es immer erst um den Klassenerhalt geht», sagt Routinier Markus Feulner. Der Defensiv-Profi erlebte zwei Spielzeiten beim FCA mit: 2015 stürmten die Augsburger auf Tabellenrang fünf, ein Jahr später kämpften sie bis zum Schluss gegen den Abstieg. «Wir sind gut beraten, immer erst mal Understatement zu betreiben», mahnt Feulner.
Das ist ein Erfolgsrezept in der Fuggerstadt. Mit dem außergewöhnlich unaufgeregten Vereinsumfeld schafften es die Schwaben, sich in der Liga zu etablieren. Auch der neue Trainer Dirk Schuster stapelt tief, erstes Ziel der neuen Saison bleibe der Klassenerhalt. «Wir haben einen Mannschaft mit einem richtig guten Charakter», lobt er nach dem intensiven Trainingslager in Mals in Südtirol.
Dort zeichnete sich ab, wie der ehemalige Darmstädter die Vorarbeit seines Trainer-Vorgängers Markus Weinzierl modifizieren will. Hohes Pressing, ganz viel Druck bei gegnerischem Ballbesitz, blitzschnelles Umschalten: Das waren die zentralen Trainingsinhalte in den Bergen.
Weil Schuster eine ähnliche Philosophie verfolgt wie Weinzierl, soll der Wechsel auf dem Trainerstuhl nach vier Jahren den Geist des Teams und die Erfolgsfaktoren nicht entscheidend verändern. «Es ist immer eine neue Chance, man muss es als Herausforderung sehen», sagt Feulner der Deutschen Presse-Agentur zum Trainertausch. «Es ist erst mal immer ein Kennenlernen, man beschnuppert sich. Der Trainer hat zum Teil andere Vorstellungen als der vorherige Trainer. Darauf muss man sich einstellen. Wichtig ist, dass man eine Einheit bildet.»
Dass der Zusammenhalt der ganz große Trumpf in Augsburg war, wo selten Kritik nach außen dringt, hat auch Schuster schnell erkannt. Zum Abschluss des Trainingslagers gab er dem Team einen Abend frei, zuvor hatte er den Profis täglich ein «Gute-Nacht-Getränk», Bier oder Wein, erlaubt. «Da hat keiner über die Stränge geschlagen.»
Bei aller Fokussierung auf die Erfolgstugenden – allein die Abgänge machten einen kleinen Umbruch nötig. Neben Weinzierl (Schalke) und Offensiv-Routinier und Rekordtorschütze Tobias Werner (VfB Stuttgart) verließen die Innenverteidiger Ragnar Klavan (Liverpool) und Jeong-Ho Hong (Suning/China) den Verein. Klavan als Linksfuß zu ersetzen, sei «sehr schwer», sagt Schuster. Es sei «problematisch, den Richtigen zu finden, um uns auf dieser Position nicht zu verschlechtern. Das muss unser Ansatz und Ziel sein», erklärt er.
Vor einem Jahr brachten sich die Augsburger – gefordert durch die Dreifach-Belastung aus Liga, DFB-Pokal und Europa League – mit einem schlechten Saisonstart früh in die Bredouille. «Das darf uns nicht wieder passieren», fordert Feulner, der wegen einer Knie-Blessur um den Einsatz im Pokal in Ravensburg (19. August) und in der Liga gegen Wolfsburg (27. August) bangt. «Wir müssen vom ersten Tag an da sein, frisch sein, den Gegner vor große Probleme stellen. Wir müssen uns in den ersten Spielen Punkte holen, um Selbstvertrauen zu gewinnen.»
Fotocredits: Tobias Hase