Bremen – Es gab Zeiten, da begegneten sich Werder Bremen und Bayern München in der Fußball-Bundesliga auf Augenhöhe. Noch 2008 wurden die Bremer hinter den Bayern Vizemeister, vier Jahre zuvor schnappten sie ihrem Erzrivalen sogar die Meisterschale weg.
Doch inzwischen haben sich die Kräfteverhältnisse deutlich geändert. 28, in Worten achtundzwanzig, Punkte trennen beide Teams nach 18 Spieltagen der Saison 2017/18 – die Reise aus dem Norden in den Süden erscheint für die Bremer daher am kommenden Wochenende eigentlich überflüssig.
Doch seitdem Florian Kohfeldt bei Werder das Kommando übernommen hat, herrscht an der Weser wieder eine andere Grundeinstellung. Eine mutigere, positivere als in der Endphase der Ära Alexander Nouri. «Das ist kein Bonusspiel, sondern ein Bundesligaspiel», antwortete Kohfeldt auf die Frage, wie wichtig das Gastspiel bei den Bayern für den Tabellensechzehnten angesichts der scheinbaren Aussichtslosigkeit sei. «Wir werden nicht schon im Vorfeld den Kopf in den Sand stecken, sondern auch da versuchen, etwas mitzunehmen.»
Dass das Unterfangen so schwer wie nur irgendetwas in der Bundesliga wird, weiß natürlich auch Kohfeldt. Schließlich ist der 35-Jährige kein Spinner oder plumper Lautsprecher. «Wenn wir zehn Mal gegen sie spielen würden, wäre es wahrscheinlich schwer, sechs davon zu gewinnen», sagte der Werder-Coach. «Aber in einem Spiel ist immer etwas möglich.»
Das zeigten die Bremer unter Kohfeldt zum Beispiel auch beim Sieg in Dortmund, auch wenn der BVB damals in der Krise steckte. Und das 1:1 (0:1) gegen den Europapokalanwärter 1899 Hoffenheim werteten die Bremer ebenfalls als Mutmacher – vor allem weil nach ihrer Ansicht sogar etwas mehr drin war. «Ich bin nicht komplett unzufrieden, aber auch und nicht komplett zufrieden», sagte Kohfeldt nach der Punkteteilung, für die Theodor Gebre Selassie in der 63. Minute mit seinem Treffer sorgte. Benjamin Hübner hatte die Gäste in der 39. Minute in Führung gebracht.
Vor allem, dass die Bremer nach einer schwachen ersten Halbzeit im zweiten Durchgang doch noch in die Partie fanden und am Ende verdient einen Zähler holten, stimmte die Grün-Weißen positiv. «Pünktchen für Pünktchen ist im Abstiegskampf zwar eigentlich zu wenig, aber wir haben gegen eine sehr gute Hoffenheimer Mannschaft gespielt», sagte Kapitän Zlatko Junuzovic. Daran will der Österreicher mit seinen Kollegen in München anknüpfen. «Auch da geht es um drei Punkte, und wir werden alles daran setzen, sie zu holen.»
Die Kohfeldtsche Zuversicht ist demnach auch bei den Spielern angekommen. «Man hat gesehen, dass die Bayern gegen Leverkusen auch nicht so kompakt standen, wie eigentlich gewohnt. Da werden auch wir unsere Chancen bekommen», sagte Jerome Gondorf. Anders als im zweiten Durchgang gegen Hoffenheim gilt es diese dann am Sonntag aber auch zu nutzen, sollen den mutigen Bremer Worten tatsächlich Taten folgen.
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(dpa)