Hannover – Das verpatzte Comeback von Nigel de Jong interessierte Niclas Füllkrug nicht. Der Stürmer von Hannover 96 strahlte nach dem 3:2 (2:2)-Sieg und genoss seinen ersten Bundesliga-Dreierpack, mit dem er dem namhaft verstärkten 1. FSV Mainz den Neustart vermiest hatte.
«Es ist schwer, so einen Dreierpack zu toppen», sagte der glückliche Matchwinner. Der in Hannover geborene Fan-Liebling hatte Vize-Weltmeister de Jong mit seinen Toren die Show gestohlen. Vor dem Spiel drehte sich fast alles um den prominenten Niederländer, danach fast alles um Füllkrug, der sinnbildlich für Hannover 96 steht. Der 24 Jahre alte Angreifer ist mit inzwischen acht Toren in der 1. Liga angekommen – genau wie das gesamte Aufsteiger-Team.
«Es war klar, dass ich nach drei Jahren 2. Liga nicht alles zerbombe», sagte Füllkrug zu den Anlaufschwierigkeiten eine Klasse höher. «Ich glaube, dass ich mehr und mehr die Entwicklung nehme. Daraus resultiert, dass ich öfter treffe.» Erst im neunten Saisonspiel hatte er erstmals ein Tor erzielt.
Nachdem er sich bei Werder Bremen in der 1. Liga nicht durchsetzen konnte, war Füllkrug über den Umweg Fürth und Nürnberg in der Vorsaison in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Und er tat sich zunächst schwer. Von Trainer Daniel Stendel wurde er kaum berücksichtigt.
Erst nach dem Trainerwechsel erkämpfte sich Füllkrug einen Stammplatz. «Als André und ich hier hingekommen sind, war er nicht so präsent», sagte 96-Manager Horst Heldt, der André Breitenreiter als Stendel-Nachfolger engagiert hatte. Auf nur fünf Saisontore kam er in der 2. Liga. Jetzt sind es in der 1. Liga schon drei mehr.
Breitenreiter lobte die «stetige Entwicklung, er erntet jetzt die Früchte für die harte Arbeit und den Glauben an sich». Auch Ballbehauptung und Ballablagen seien immer besser geworden. Füllkrug habe «einen riesigen Schritt nach vorne gemacht», sagte Heldt. «Er hat sich auch in die 1. Liga hineingekämpft.» Das gilt für die gesamte Mannschaft, die sich dank des Füllkrug-Dreiers von der Abstiegszone abgesetzt hat. Zehn Punkte liegt 96 vor dem Relegationsrang.
Einen seiner drei Treffer hatte Füllkrug dem Mann zu verdanken, auf den zunächst alle Blicke gerichtet waren: Nigel de Jong, der bei seinem Bundesliga-Comeback nach mehr als neun Jahren keine allzu glückliche Figur abgab.
Der niederländische Vize-Weltmeister von 2010 hatte seine auffälligste Szene vor dem Elfmetertor von Füllkrug, als er Felix Klaus im Strafraum foulte. «Unglückliche Situation und berechtigter Elfmeter», kommentierte Mainz-Trainer Sandro Schwarz. Der Coach war ansonsten ebenso wie Manager Rouven Schröder bemüht, die positiven Ansätze des neu verpflichteten Spielers hervorzuheben.
«Er hat Erfahrung reingebracht, er hat Räume zugelaufen und war immer anspielbar», lobte der Mainzer Coach den 33-Jährigen. «Ich finde, dass es nach den wenigen Tagen ein guter Auftritt war.» Was Schwarz nicht erwähnte, waren die Defizite. Nicht nur bei der misslungenen Grätsche gegen Klaus zeigte sich, dass der zuletzt in den USA und in der Türkei beschäftigte Niederländer nicht der Schnellste ist.
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(dpa)