Hamburg – Ex-Nationalspieler Martin Schwalb hat Bundestrainer Christian Prokop trotz des frühen Scheiterns bei der Handball-EM in Schutz genommen und dafür heftige Kritik an DHB-Vizepräsident Bob Hanning geübt.
«Man muss schon auch hinterfragen, welche Rolle Hanning gespielt hat und spielt. Prokop war Hannings Wunschkandidat. Er hat einen Trainer geholt, der keine internationale Erfahrung hatte. Der Verband hat stolze 500 000 Euro Ablöse bezahlt und Prokop einen Fünfjahresvertrag gegeben», monierte Schwalb in der «Hamburger Morgenpost». Hanning sei «mitverantwortlich» für das, was bei der EM passiert ist.
Der DHB-Vizepräsident sei als Delegationsleiter in Kroatien zudem ganz nah am Team dran gewesen, ergänzte der ehemalige Meistertrainer und heutige Vizepräsident des Drittligisten HSV Hamburg. Darüber hinaus habe Hanning mit seinem Sieg-Versprechen vor dem Spiel um den Halbfinal-Einzug gegen Spanien (27:31) «unnötig noch mehr Druck auf die Mannschaft geladen», kritisierte Schwalb.
Natürlich habe auch Prokop bei seinem ersten großen Turnier Fehler gemacht. «Jeder Trainer ist schon mal bei einem Vorhaben gescheitert, jeder Trainer ist angreifbar», sagte Schwalb. Aber nun alles dem 39 Jahre alten Bundestrainer anzulasten, «das ist mir zu einfach.»
Ob Prokop nach all den Diskussionen der richtige Mann für die Zukunft sei, ließ Schwalb offen. «Die entscheidende Frage nach allen Analysen wird sein: Lassen sich die Unstimmigkeiten ausräumen und kann die Mannschaft in Zukunft mit diesem Trainer zusammen erfolgreich sein», sagte der olympische Silbermedaillen-Gewinner von 1984. Nur dann sei es sinnvoll, die Vorbereitung auf die Heim-WM 2019 in dieser Konstellation aufzunehmen, betonte der 54-Jährige.
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(dpa)