Frankfurt/Main – Die langjährigen Spitzenfunktionäre Herbert Fandel und Hellmut Krug sind im großen Schiedsrichter-Streit der vergangenen Monate entlastet worden.
Der Deutsche Fußball-Bund bestätigte einen Bericht der «Bild»-Zeitung, wonach der Abschlussbericht eines eigens vom DFB eingeschalteten Rechtsanwalts keinerlei Hinweise auf ein «systematisches Mobbing» oder sogar eine Einflussnahme auf den Video-Assistenten durch einen der beiden früheren FIFA-Referees enthält.
«Es gibt keinen Beweis dafür, dass Herr Krug in seiner Rolle als Supervisor unbefugt Einfluss auf die Entscheidung des zuständigen Video-Assistenten genommen und somit ein Spiel zu Gunsten oder zu Lasten einer Mannschaft manipuliert hat», schreibt der Bielefelder Rechtsanwalt Carsten Thiel von Herff in seinem Bericht.
Im Auftrag des DFB hatte der Anwalt zuvor 34 aktuelle und ehemalige Referees sowie Schiedsrichter-Funktionäre zu der Affäre befragt. Sein Fazit: Für ein «bewusstes und systematisches Mobbing» durch Krug und Fandel gebe es keine Beweise. «Deutliche Defizite im Führungsstil und der Personalführung» sei den beiden allerdings vorzuwerfen.
«Mobbing und Manipulation sind für einen Sportverband schwerwiegende Vorwürfe, die vollumfänglich und vor allem unabhängig untersucht werden müssen.» Thiel von Herff sei dabei zu «klaren und differenzierten Ergebnissen gekommen», sagte der zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. «Dass die Anschuldigungen gegen Hellmut Krug und Herbert Fandel durch die Untersuchung widerlegt wurden, ist eine wichtige Erkenntnis. Allerdings weist der Bericht auch auf erhebliche Probleme in der Personalführung hin und zeigt Verbesserungspotenziale im Schiedsrichterwesen auf.»
Der Schiedsrichter-Streit beschäftigt den Verband bereits seit Monaten. FIFA-Referee Manuel Gräfe hatte Krug und Fandel unter anderem «Vetternwirtschaft» und Mobbing vorgeworfen. WM-Referee Felix Brych soll dies intern bestätigt haben.
Im Herbst wurde zunächst die Ethikkommission des DFB eingeschaltet. Im November verlor Krug seine Funktion in der Schiedsrichterkommission Elite und musste auch als Projektleiter Videobeweis abtreten. Auch der langjährige Schiedsrichter-Chef Fandel darf mittlerweile keine Lehrgänge der Elite-Referees mehr besuchen. In ihr Wintertrainingslager auf Mallorca wurden die deutschen Bundesliga-Referees zudem von zwei Psychologen begleitet, um den Schiedsrichter-Streit aufzuarbeiten. Der DFB will nun weitere Gespräche mit Fandel, Krug, Gräfe und Brych führen und danach über weitere Konsequenzen entscheiden.
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(dpa)