Hannover (dpa) – Das Ringen um die Mehrheit bei Hannover 96 steht vor einer Entscheidung – die Deutsche Fußball Liga will am Montag über den Ausnahmeantrag von Martin Kind entscheiden.
Nach übereinstimmenden Medienberichten vom Freitag könnte der Antrag des Club-Präsidenten allerdings abgelehnt werden. Für den gesamten Profi-Fußball könnte das viel Sprengstoff bedeuten.
Von den Berichten zeigten sich Kind und der Club überrascht und übten Kritik. «Wir bei 96 sind entspannt. Nach unserem Wissensstand ist keine Entscheidung gefallen», sagte der langjährige Boss des Bundesliga-Clubs dem Online-Portal sportbuzzer.de. «Wir gehen auch davon aus, dass wir vor den Medien informiert werden.»
Die DFL erklärte, es sei «bislang keine Entscheidung in Bezug auf den Antrag von Hannover 96 und Martin Kind hinsichtlich der Erteilung einer Ausnahmegenehmigung von der 50+1-Regel getroffen» worden. Allerdings: Das Präsidium werde sich am Montag auf seiner turnusmäßigen Sitzung mit dem Thema beschäftigen. Doch die Tendenz geht zu einer Niederlage von Kind.
«Tagesspiegel» und bild.de hatten zuvor darüber berichtet, die Deutsche Fußball Liga werde dem langjährigen Präsidenten des Fußball-Bundesligisten keine Ausnahmeregelung für eine Übernahme der Mehrheitsanteile gewähren.
Sollte es so kommen, sind die Folgen klar. Kind hat keine Zweifel daran gelassen, dass er im Falle einer Ablehnung durch die DFL vor Gericht ziehen wird. «Ich erwarte, dass der Antrag genehmigt wird», hatte Kind am Mittwoch beim Branchenkongress SpoBis in Düsseldorf gesagt. «Die Alternative ist der Rechtsweg. Das ist von Anfang klar gesagt worden. Das sind die Spielregeln.»
Dessen ist sich auch die Liga bewusst, weshalb sie dem Bild-Bericht zufolge hinter den Kulissen bereits an einer Änderung der 50+1-Regel arbeitet. Die Bosse wissen, dass es endlich Rechtssicherheit braucht, um das explosive Thema nicht noch weiter ausufern zu lassen.
«Fakt ist: Diese Satzungsregel hat uns weit gebracht, aber deren juristische Stabilität wird angezweifelt», sagte Seifert unlängst beim Neujahrsempfang der Deutschen Fußball Liga in Frankfurt am Main. «Wir müssen endlich ehrlich darüber sprechen, ob es zwischen Radikalpositionen eben doch Wege geben kann, bei denen demokratische Teilhabe, soziales Miteinander in Clubs und Mitbestimmung gesichert sind und dennoch Investorenrechte eingeräumt werden können, die ansonsten auf trickreichen juristischen Wegen oder schlimmstenfalls in Hinterzimmern irgendwie doch zustande kommen», sagte Seifert.
Denn Experten rechnen Kind vor Gericht sehr gute Chancen aus, die 50+1-Regel zu kippen. Weder kartell- noch EU-rechtlich dürfte der Status Quo einer juristischen Prüfung standhalten. Die Regel schreibt vor, dass die Stammvereine der Bundesligisten die Mehrheit bei den ausgegliederten Kapitalgesellschaften halten müssen. Allerdings wurde in den DFL-Statuten 2011 verankert, dass eine Ausnahmegenehmigung erteilt werden kann. Dafür muss ein Unternehmen oder eine Privatperson einen Verein mehr als 20 Jahre ununterbrochen und in hohem Maße gefördert haben. Eben daran scheint es bei den Liga-Bossen im Fall Kind große Zweifel zu geben.
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