Brisbane – Dank eines furiosen Fünf-Satz-Sieges im Doppel hat sich das deutsche Davis-Cup-Team im Erstrunden-Duell in Australien die Chance auf das erste Viertelfinale seit vier Jahren erhalten.
Boris Becker hielt es vor Anspannung kaum auf seinem Stuhl, Teamchef Michael Kohlmann schnaufte stolz und erleichtert durch – und in der VIP-Loge gönnte sich Verbandschef Ulrich Klaus ein Glas Champagner.
Jan-Lennard Struff und Tim Pütz entschieden in Brisbane eine packende Partie gegen John Peers und Matthew Ebden in 3:17 Stunden mit 6:4, 6:7 (1:7), 6:2, 6:7 (4:7), 6:4 für sich und brachten die Auswahl des Deutschen Tennis Bundes damit vor den abschließenden Einzeln am Sonntag mit 2:1 in Führung.
«Ich bin sehr stolz auf die Jungs», sagte Kohlmann und ergänzte: «Wir sind in jetzt in einer guten Position, aber es ist noch nichts entschieden. Es war unser Ziel, uns in eine Situation zu bringen, dass wir noch zwei Chancen haben auf den entscheidenden Punkt. Vielleicht nimmt es auch ein bisschen Druck von Sascha.»
Im ersten Match am Sonntag treffen die beiden Spitzenspieler Alexander, genannt Sascha, Zverev und Nick Kyrgios aufeinander. Kyrgios hatte zum Auftakt am Freitag keinerlei Probleme mit Struff und ließ dem 27 Jahre alten Warsteiner beim 6:4, 6:4, 6:4 keine Chance. Zverev dagegen musste gegen den 18 Jahre alten Davis-Cup-Debütanten Alex de Minaur fünf Sätze überstehen, ehe sein 7:5, 4:6, 4:6, 6:3, 7:6 (7:4)-Erfolg feststand.
Auch Struff und Pütz machten es im Dauerregen unter dem Dach der Pat-Rafter-Arena spannend bis zum letzten Ballwechsel. Im fünften Satz lag das neue deutsche Erfolgs-Duo, das schon in den Abstiegs-Playoffs in Portugal gemeinsam den Punkt im Doppel holte, 2:3 hinten und hatte drei Breakbälle gegen sich. «Ich hatte das Gefühl, dass wir über fünf Sätze das bessere Team waren. Am Ende hatten wir aber auch ein Quäntchen Glück», sagte Kohlmann.
Struff und Pütz wehrten alle Breakbälle ab, glichen zum 3:3 aus, nahmen Ebden den Aufschlag zum 4:3 ab und verteidigten die Führung. Damit blieben zum einen die deutschen Hoffnungen auf ein Viertelfinale vom 6. bis 8. April jeweils auswärts gegen Großbritannien oder Spanien am Leben. Zum anderen aber hat sich nicht erst jetzt erstmals seit langer Zeit wieder eine deutsche Kombination herauskristallisiert, die auch Weltklasse-Leute wie den Doppel-Weltranglisten-Vierten Peers bezwingen kann.
Struff stand zuletzt bei den Australian Open im Doppel-Halbfinale, Pütz gewann bei einem Challenger-Turnier auf Neukaledonien den Titel im Doppel. Wie oft sie schon zusammen gespielt haben, konnten Pütz und Struff gar nicht genau sagen. Aber eines wussten sie genau: Ob im Davis Cup, in der Tennis-Bundesliga oder in der französischen Liga – noch nie haben sie zusammen ein Match verloren. «Wir spielen sehr gerne zusammen», sagte der Sauerländer Struff. «Wir fühlen uns wohl miteinander und vertrauen uns», ergänzte der Frankfurter Pütz.
Für das Davis-Cup-Team jedenfalls haben sich die beiden erst einmal einen Vorteil erspielt. «Sie verstehen sich sehr, sehr gut, auch außerhalb des Platzes. Sie funktionieren gut miteinander, und das ist sicher ein Pluspunkt für die Zukunft», sagte Kohlmann.
Fotocredits: Darren England,Darren England
(dpa)