Hamburg – Der Trainer ist neu, die Spielweise dürftig wie immer. Es ist nicht viel, was beim Hamburger SV Hoffnung auf den Klassenverbleib macht. Das 1:1 im Heimspiel gegen Aufsteiger Hannover 96 am Sonntagabend hat mehr Pessimismus und Nachdenklichkeit aufgeworfen als Zuversicht.
Kann die Mannschaft, die vor zwei Wochen den Trainer getauscht hat, die Rettung noch schaffen? «Bewerbung für die 2. Liga» titelt am Montag das Fachmagazin «kicker», «Kurz vor der Bruchlandung» heißt es im «Hamburger Abendblatt», «Zu wenig für die Bundesliga», findet die «Hamburger Morgenpost» und «Bild» meint gar: «Das Sterben rückt näher».
In den Vorjahren, als der HSV zweimal in die Relegation musste und dort mit reichlich Glück überlebte, waren regelmäßig mindestens zwei Teams noch schlechter. Diesmal lässt sich das auch bei genauerer Betrachtung kaum sagen. Selbst die schon abgeschriebenen Kölner am Tabellenende verzeichnen einen Aufwärtstrend und sind vom spielerischen Vermögen her wahrlich nicht schlechter als der HSV.
Seit Sommer 2013 belegten die Hamburger an 70 von 157 Spieltagen einen der letzten drei Plätze. Keine andere Mannschaft hockte in dieser Zeit häufiger auf den Kellerrängen. Kein Wunder, dass sich selbst Hardcore-Fans nach jahrelangem Leiden von den Rothosen abwenden und genervt aufschreien: «Dann sollen sie doch absteigen!»
Positiv: Unter dem Kommando von Neu-Trainer Hollerbach hat der HSV immerhin nicht verloren. Die Moral der Mannschaft, einen Rückstand noch in ein Remis umwandeln zu wollen, ist erwacht. Zuvor war das Team zwölfmal nach Rückstand in sich zusammengefallen. «Wir werden uns bis zum Schluss wehren, und wir werden es auch packen», versichert Hollerbach. In der angespannten Situation mit lediglich 17 Zählern in 21 Spielen sind Unentschieden – zumal in Heimspielen – jedoch nicht mehr als Trippelschritte. Um aus dem Keller zu kommen, braucht es Drei-Punkte-Sprünge.
«Es sind noch genug Spiele, um aufzuholen», findet Sportchef Jens Todt, räumt aber ein: «In jedem Spiel ein Unentschieden reicht nicht. Wir werden dreifach punkten müssen in den kommenden Wochen.» Die trotzigen «Auswärtssieg, Auswärtssieg»-Rufe der Fans nach dem Teilerfolg gegen Hannover wirken wie verängstigtes Pfeifen im dunklen Wald. Am Samstag geht es zu Borussia Dortmund. Ein Sieg beim Tabellenvierten ist sicherlich möglich, aber eher unwahrscheinlich. Zumal Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos nach Gelb-Rot fehlen wird. Danach kommt der Zweite Leverkusen, dann geht es zum Nordderby nach Bremen.
Noch stehen 13 Spieltage an. Hollerbach hat einen Berg an Arbeit vor sich. «Uns fehlt das Selbstvertrauen», benennt er das wohl größte Problem derzeit. Deshalb gehe die Leichtigkeit verloren. Allen Untergangsszenarien zum Trotz versichert Sportchef Todt: «Wir haben eine intakte Mannschaft. Und wir werden auch wieder Spiele gewinnen.»
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(dpa)