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Rückkehr in die Heimat: VfB macht Bobic jetzt Komplimente

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Frankfurt/Main/Stuttgart – Die Trennung von seinem Herzensclub liegt zwar schon mehr als drei Jahre zurück. Vergessen hat Fredi Bobic sie aber noch nicht.

Stil- und respektlos sei sein Rauswurf beim VfB Stuttgart im September 2014 gewesen, das hat er seitdem schon mehrfach erzählt. «Stuttgart wird immer meine Heimatstadt, der VfB immer mein Heimatverein bleiben. Aber ich spüre schon, dass die emotionale Distanz gewachsen ist», sagte der 46-Jährige in einem Interview der «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten».

An diesem Wochenende kehrt Bobic als Sportvorstand von Eintracht Frankfurt in «sein» Stadion im Neckarpark zurück. Der Sohn eines slowenischen Vaters und einer kroatischen Mutter hat dort beinahe sein halbes Leben verbracht. Er ist in Stuttgart aufgewachsen und war beim VfB insgesamt 15 Jahre Jugendspieler (1980-1986), Bundesliga-Stürmer (1994-1999) und Sportchef (2010-2014).

Dass er sich am Samstag (15.30 Uhr) trotz der Trennung von 2014 ziemlich gelassen in die Mercedes-Benz-Arena setzen kann, hat vor allem zwei Gründe: Sportlich ist es beim VfB nicht unbedingt besser geworden, nachdem er weg war. Den Abstieg 2016 haben andere zu verantworten. Außerdem steht die Eintracht auch dank seiner Auf- und Umbauarbeit aktuell da, wo sich der VfB schon seit Jahren nicht mehr hat blicken lassen: auf einem Champions-League-Platz.

«Man muss Fredi Bobic ein Riesen-Kompliment machen», sagte Michael Reschke, sein Nach-Nach-Nachfolger in Stuttgart der «Bild»-Zeitung. Zusammen mit Trainer Niko Kovac habe er in Frankfurt «eine Mannschaft geformt, die aktuell sicherlich die im positiven Sinne aggressivste und willensstärkste Mannschaft der Bundesliga ist.»

Im Grunde arbeitet der Europameister von 1996 früher in Stuttgart und heute in Frankfurt so ähnlich, wie die Eintracht-Mannschaft in dieser Saison spielt: ehrgeizig, energiegeladen, immer bis zum Anschlag.

Zwölfeinhalb Jahre lang formte sein Vorgänger Heribert Bruchhagen aus einer «launischen Diva» einen stabilen, seriösen Club. Bobic aber treibt die Entwicklung der Eintracht seit seinem Dienstbeginn 2016 mit einer ungleich größeren Wucht voran. Er hat das Gesicht der Mannschaft radikal verändert, die Scouting-Abteilung, das Anspruchsdenken. Als nächstes kommen der Nachwuchsbereich und vor allem die Infrastruktur der Eintracht Frankfurt Fußball AG dran.

«In den letzten eineinhalb Jahren haben wir jede Menge Vorhaben in einem Tempo umgesetzt, das früher undenkbar war», sagte Präsident Peter Fischer in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». «Fredi Bobic muss man nicht lange überzeugen, wenn er die Chance sieht, dass etwas Gutes oder Neues klappen kann. Angriff ist seine Devise. Er sagt gerne: Volle Kanne ran, da bin ich dabei!»

Auch in Stuttgart hat Bobic einst vieles umgekrempelt. Den aktuellen Trainer Tayfun Korkut machte er schon 2011 zum U19-Coach des VfB. Die Unterschiede in seiner Arbeit hat er aber erst im Januar in einem «11Freunde»-Gespräch beschrieben. «Ich kann hier in Frankfurt viel unbefangener arbeiten», sagte er da. «Wenn du als Funktionär zu einem Club zurückkommst, bei dem du gespielt hast, heißt es gleich: Der verlorene Sohn kehrt zurück. Du kennst wahnsinnig viele Leute von früher und schreckst hin und wieder auch vor Maßnahmen zurück, die zum Wohl des Vereins eigentlich getroffen werden müssten.»

Bei der Eintracht, so viel ist klar, gibt es nicht viel, vor dem Bobic zurückschreckt. Das wurde im Sommer bei der Verpflichtung von Kevin-Prince Boateng deutlich. Den begnadeten Mittelfeldspieler mit dem miserablen Image wollte er 2010 bereits nach Stuttgart holen. «Da sind alle um mich herum fast durchgedreht», erzählte er dem «Kicker».

Auch in Frankfurt habe «der eine oder andere mit erhobenen Augenbrauen nachgefragt, ob wir den wirklich holen wollen», so Bobic. Ein halbes Jahr später ist Boateng der Anführer und vielleicht wichtigste Spieler der neuen Eintracht. «Das Letzte, was wir wollen, ist ein Kader voller stromlinienförmiger Kicker ohne eigene Meinung», sagte Bobic. Denn das war er auch selbst noch nie.

Fotocredits: Arne Dedert
(dpa)

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