Wintersport

«Kopfsache»: Freitag und die mühsame Rückkehr an die Spitze

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Oslo – Wochenlang war Richard Freitag Dauergast auf dem Podest und führte sogar im Gesamtweltcup, doch mittlerweile ist der Skispringer bei den Siegerehrungen nur noch Zuschauer.

Die Rückkehr an die Weltspitze gestaltet sich für den Sachsen nach seinem schweren Sturz im Januar in Innsbruck zunehmend schwierig, Geduld ist gefragt. «Es ist eher eine Kopfsache», sagte der 26-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in Oslo. «Kraft spielt auch eine entscheidende Rolle, aber es ist im Moment nicht der entscheidende Faktor.»

Freitag wirkt nach seinen Auftritten inzwischen zunehmend gefrustet, auch ein ordentlicher achter Rang beim Weltcup am Holmenkollen konnte seine Laune am Sonntag nicht verbessern. Der im Sommer nach Oberstdorf gezogene Sachse weiß, dass er mehr kann. Nur umgesetzt bekommt er es nicht mehr so wie noch zum Auftakt des Olympia-Winters.

Bis er sich bei der Vierschanzentournee in Österreich an der Hüfte verletzte, setzte Freitag oft die Bestweiten, holte unter anderem drei Weltcupsiege und stieg zum besten Deutschen auf. Der Mann mit dem markanten Schnauzer stand im Rampenlicht. Der Bart ist mittlerweile ab, seine Dominanz ist weg.

Zeit zum Grübeln bleibt aber kaum. Bei der Raw-Air-Tour in Norwegen wird bis zum kommenden Sonntag jeden Tag gesprungen. Für den achtmaligen Weltcup-Sieger kann das eine Chance sein, das perfekte Fluggefühl wiederzufinden. «Schritt für Schritt» will er das angehen, sagte Freitag, der vor allem die Anlage in Trondheim «sehr gerne mag». Gesprungen wird außerdem in Lillehammer und Vikersund, 16 Sprünge und über 1000 Reisekilometer stehen in zehn Tagen an.

Noch am Sonntagabend ging es mit dem Bus von Oslo nach Lillehammer. Mit der Vergabe des üppigen Siegerschecks im Wert von 60 000 Euro wird er aber nichts zu tun haben. «Vom Sprung her hatte ich ein gutes Gefühl», sagte Freitag. Über zwei Monate nach seinem Unfall scheint Freitag jedoch noch immer Schwierigkeiten mit der Landung im hohen  Weitenbereich zu haben, in Oslo flog er seinen zweiten Sprung nicht bis zum Ende aus. «Ich muss das in den Griff kriegen.»

Im Gelben Trikot des Weltcup-Spitzenreiters war Freitag in die Tournee gegangen, verlor es später an den überragenden Polen Kamil Stoch. Mitte Januar holte Freitag bei der Skiflug-WM in Oberstdorf mit Bronze noch die erste wichtige Einzelmedaille seiner Laufbahn, bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang reichte es in den Einzel-Wettbewerben jeweils nur zu neunten Plätzen. Der noch vor wenigen Monaten realistische Traum vom Olympiasieg platzte, mit der Mannschaft gab es in Südkorea immerhin eine Silbermedaille.

«Er hätte sich sicher auch eine Medaille verdient gehabt», sagte Bundestrainer Werner Schuster. Der Österreicher weiß, was er an Freitag hat, schätzt die ruhige Art und die Arbeitseinstellung des Mixed-Weltmeisters von 2015. Freitag habe in den letzten Wochen «alles getan, was er tun muss», unter anderem «gebastelt und gekämpft», sagte Schuster über den Sportsoldaten.

Eine schnelle, dauerhafte Rückkehr nach ganz oben gelang aber nicht. Trotzdem will Freitag bis zum Weltcup-Finale Ende März im slowenischen Planica alles geben. «Man muss fit bleiben, eine Idee haben und die auch umsetzen», sagt er.

Fotocredits: Daniel Karmann
(dpa)

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