Braunschweig – Hunderte Male schon hat Dennis Schröder als Basketballprofi auf dem Parkett gestanden, doch der Auftritt in seiner Heimatstadt wird ein ganz besonderer.
«Hier hat alles angefangen, hier bin ich geboren und habe jeden Tag geschwitzt, um zu dem Punkt zu kommen, wo ich jetzt bin», sagte der NBA-Jungstar. Mit der deutschen Nationalmannschaft trifft der 24-Jährige am Freitag (19.30 Uhr) in Braunschweig in der WM-Qualifikation auf Österreich.
Es sei «der Wahnsinn», dass er nun erstmals im Trikot der DBB-Auswahl in der Halle auflaufen wird, in der seine Karriere einst Fahrt aufnahm. Bis 2013 spielte Schröder beim damaligen Bundesligisten New Yorker Phantoms, ehe der Point Guard in die stärkste Liga der Welt zu den Atlanta Hawks wechselte. Den Kontakt zu seinen engsten Vertrauten hielt er immer aufrecht, auch deswegen orderte er nun 60 Tickets für sein erstes Länderspiel 2018 und bekam weitere von Teamkollegen. «Es gibt einen Schröder-Block», sagte er und grinste.
Als Elfjähriger wurde Schröder auf dem Freiplatz im Prinzenpark in der niedersächsischen Großstadt entdeckt. Noch heute trifft sich der Aufbauspieler, der dank eines üppigen NBA-Vertrags längst Multimillionär ist, dort mit Freunden und wirft Körbe. «Nach jeder Saison bin ich hier erstmal für ein, zwei Monate mit meiner Familie, meinen Freunden», sagte Schröder. In dieser Woche schläft er vor dem Auftritt in der Volkswagen Halle allerdings nicht zu Hause, sondern wie alle anderen Nationalspieler im Mannschaftshotel.
Schröder ist gerade in Braunschweig ein sehr gefragter Mann. Der Bundestrainer geht damit locker um. «Für uns ist klar, dass Dennis – ob in Braunschweig, Tel Aviv oder sonst irgendwo – einer unserer Führungsspieler ist», sagte Henrik Rödl. «Hier in Braunschweig ist der Fokus natürlich besonders auf ihm, aber das wäre er woanders auch. Er geht da normal mit um – und wir auch.»
Schröder soll das deutsche Team in der WM-Qualifikation anführen. Drei Tage nach dem Duell mit Österreich – das Hinspiel hatte die DBB-Auswahl mit 90:49 klar gewonnen – geht es am Montag in Novi Sad gegen den Olympiazweiten Serbien. Nach vier Siegen in vier Spielen hat Tabellenführer Deutschland einen der ersten drei Plätze in der Gruppe G bereits sicher, das Spiel gegen Österreich ist aber dennoch wichtig, weil die Punkte in die Hauptrunde mitgenommen werden. In dieser zweiten Phase der WM-Qualifikation werden dann vier Sechsergruppen gebildet. Die ersten Drei jeder Gruppe dürfen 2019 an der Weltmeisterschaft in China teilnehmen.
Die WM ist aber nur eine Etappe auf dem Weg zu den Olympischen Spielen. «Das Ziel von jedem hier ist Tokio 2020. Da wollen wir alle hin», sagte Schröder. Bislang konnte er in der WM-Qualifikation noch nicht mitwirken, weil die bisherigen Spiele parallel zur NBA-Saison stattfanden. Im Sommer will Schröder jedoch immer dabei sein. «Wir haben sehr, sehr viel Talent. Wir können sehr viel schaffen.»
Der extrovertierte Schröder lobte die gute Teamchemie und sieht einen Erfolg gegen Österreich als Pflicht an. Mit seiner Situation bei den Hawks in den USA wolle er sich aktuell nicht beschäftigen. Trotz Vertrages bis 2021 scheint nach fünf Jahren ein Wechsel innerhalb der NBA möglich. «Jetzt konzentriere ich mich auf die deutsche Nationalmannschaft. Und wenn das letzte Spiel hier gespielt ist, dann konzentriere ich mich auf die NBA», sagte Schröder.
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(dpa)