Berlin – Mit Eiswürfeln und reichlich kalten Getränken hatten sich die deutschen Marathonis erfolgreich durch die Berliner Vormittagshitze gekämpft. Da sorgte die Aussicht auf einen Mitternachts-Lauf bei der Weltmeisterschaft 2019 im Wüstenstaat Katar eher für Frust als Vorfreude.
«Ich find’s relativ problematisch», sagte Jonas Koller aus Regensburg, der bei Sonne pur EM-Platz 28 erreichte. «Wenn man schaut, wie schwer sich die Athleten heute getan haben, dann muss man da drei Fragezeichen machen. Ich stelle mir die Frage, ob das überhaupt für mich infrage kommt.»
Die nächste Leichtathletik-WM findet vom 28. September bis 6. Oktober des kommenden Jahres in Doha statt. Um den Temperaturen von über 30 Grad zu entgehen, sollen die Rennen über 42,195 Kilometer in der Nacht gestartet werden. «Es ist oft so, dass bei den Meisterschaften das finanzielle Interesse an erster Stelle und nicht der Athlet», beklagte die Frankfurterin Kathrina Heinig, die 16. in Berlin wurde. «Und leider kann man eine Marathonstrecke im Gegensatz zum Stadion nicht kühlen.» Auf dem Kurs rund um den Breitscheidplatz habe sie sich «von Getränkestand zu Getränkestand gerettet», berichtete Heinig über ihr EM-Rennen.
Derzeit ist fraglich, ob die besten deutschen Marathonläufer überhaupt bei der WM an den Start gehen sollen, auch weil im folgenden Jahr die Olympischen Spiele in Tokio anstehen. «Die Überlegung ist, ob man nicht lieber einen Herbstmarathon läuft, um die Olympia-Norm zu schaffen», sagte Fabienne Amrhein aus Mannheim, die als starke EM-Elfte beste Deutsche war.
Aber auch in Tokio erwartet die Marathonis wieder ein mögliches Glutrennen. Die japanische Regierungspartei will nach den Worten von Olympia-Chef Yoshiro Mori nun darüber nachdenken, zu Olympia die Sommerzeit einzuführen, um die Belastung für die Athleten und Zuschauer zu reduzieren. Ob dies realisiert wird, ist aber unklar.
«Da fragt man sich, warum man Meisterschaften überhaupt an solch heiße Länder gibt», sagte Amrhein dazu und zog ein Fazit mit bitterem Beigeschmack: «Aber als Leistungssportler muss man zu allen Zeiten können.»
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(dpa)