Mainz – Nach sportlich mageren Jahren in der Bundesliga und Turbulenzen im Verein geht der FSV Mainz 05 optimistisch in die neue Saison.
«Aus einem elementaren Tief geschlossen rauszukommen, kann auch beflügeln», sagte Sportvorstand Rouven Schröder der Deutschen Presse-Agentur. «Der Verein hat sich komplett neu aufgestellt und in der Mannschaft hat es einen Umbruch gegeben.» Deshalb sehe er mit dem neuformierten Kader viel Potenzial. «Ich glaube, dass wir selbstbewusst auftreten können.»
Das liegt unter anderem an der Vertragsverlängerung mit Jean-Philippe Gbamin um ein weiteres Jahr bis zum Sommer 2023. Der 22 Jahre alte Nationalspieler von der Elfenbeinküste hat sich seit seinem Wechsel 2016 vom französischen Club RC Lens zu einem unverzichtbaren Leistungsträger entwickelt. Im Sommer schlugen die Mainzer sogar ein 30-Millionen-Euro-Angebot aus England für den Mittelfeldspieler aus. «Wir wollten mit der Vertragsverlängerung ein Ausrufezeichen setzen und Jean-Philippe Gbamin Wertschätzung entgegen bringen dafür, dass er seine Zukunft in Mainz sieht», sagte Schröder.
In den vergangenen zwei Spielzeiten kämpften die Rheinhessen gegen den Abstieg und mussten den Verein nach dem Ende der Ära des Langzeit-Präsidenten Harald Strutz personell und strukturell neu aufstellen. «Reibungspunkte sind bei einer so weitreichenden Strukturveränderung normal, man muss sich und seinen Weg erstmal finden», erklärte Schröder. Der sportliche Misserfolg habe die schwierige Situation verschärft. «Doch am Ende hat uns genau das zusammengeschweißt.»
Seit der Saison 2011/12 gelang den Mainzern dreimal der Einzug in die Europa League. Könnte es in der neuen Spielzeit wieder klappen? «Schön wäre es, wenn es immer so einfach wäre», meinte der 42-jährige Ex-Fußballprofi. Für ihn zählt in erster Linie aber die weitere Bundesliga-Zugehörigkeit. «Diese Leistung muss man wirklich herausstellen: zehn Jahre erstklassig – unser Traum lebt.» Der Klassenerhalt sei in Mainz nämlich eine größere Aufgabe als an anderen Standorten.
Dafür soll Cheftrainer Sandro Schwarz sorgen, der nach dem erfolgreichen Klassenverbleib in seine zweite Erstligasaison geht. «Gewisse Zweifel an ihm waren von Anfang an zu spüren. In den kritischen Situationen der Saison war es sehr extrem», meinte Schröder im Rückblick. Er habe die Mannschaft aber aus dem Tal herausgeführt und den Turnaround geschafft. «Sandro ist ein sehr guter Trainer. Er passt perfekt zu Mainz 05.» Auch Vorstandschef Stefan Hofmann ist vom Trainer überzeugt. «Mit Sandro haben wir einen absoluten Fußballfachmann», lobte er in einem Interview der «Mainzer Allgemeine Zeitung».
Durch den Verkauf von Suat Serdar, Abdou Diallo und Yoshinori Muto haben die 05er mit rund 50 Millionen Euro zwar ordentlich Geld verdient, aber auch gute Spieler verloren. «Wenn wir ein Verein sind, der interessant für Talente ist, kann man davon ausgehen, dass sie ihre Karriere nicht hier beenden», sagte Schröder. Seinen Verein sieht er als Profiteur des Spielermarktes mit irrwitzigen Ablösesummen. «Auch wenn man sich als Otto-Normal-Mensch bei den Summen oft fragt, worüber wir hier eigentlich reden, ist viel drin im Markt», sagte Schröder. «Beklagen tun wir uns also nicht.»
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(dpa)