New York – Wimbledonsiegerin Angelique Kerber hat gegen alle Widrigkeiten ein erneutes Erstrunden-Debakel bei den US Open abgewendet.
Bei tropischen Bedingungen rang die Siegerin von 2016 ihre unbequeme russische Auftaktgegnerin Margarita Gasparjan mit 7:6 (7:5), 6:3 nieder, nachdem sie im Vorjahr als Titelverteidigerin gleich zum Auftakt gescheitert war.
Viel leichter tat sich danach der Weltranglisten-Vierte Alexander Zverev beim 6:2, 6:1, 6:2 gegen den kanadischen Außenseiter Peter Polansky. Beobachtet von seinem neuen Trainer Ivan Lendl brauchte er gegen den erst nachträglich ins Hauptfeld gerutschten Polansky im Louis-Armstrong-Stadium nur 1:35 Stunden zum glatten Erfolg. «Ein Einstieg nach Maß, er hat sehr gutes Tennis gespielt», sagte Eurosport-Experte Boris Becker über Zverev.
Bei 36 Grad Hitze am Nachmittag musste Kerber an gleicher Stelle zuvor wieder einmal all ihren Willen mobilisieren. Als der Sieg nach 1:44 Stunden extrem schweißtreibender Arbeit feststand, lächelte sie und ballte erleichtert die Faust. «Es war ein richtig hartes Match, ich bin glücklich, in der nächsten Runde zu sein», sagte sie. «Es ist wirklich ein extremer Tag. In fünf Minuten ist man draußen schon durchgeschwitzt. Noch schlimmer geht’s nicht.»
Nächste Gegnerin der 30-Jährigen ist an diesem Donnerstag die Schwedin Johanna Larsson, gegen die sich Kerber in bisher drei Vergleichen jeweils klar durchsetzen konnte.
Nach dem Aus der Weltranglisten-Ersten Simona Halep am Montag verpasste Andrea Petkovic zuvor nur knapp eine weitere Überraschung. Trotz einer großen kämpferischen Leistung gegen die letztjährige French-Open-Siegerin Jelena Ostapenko musste sich die Darmstädterin mit 4:6, 6:4, 5:7 geschlagen gaben. «Sie hat sehr, sehr viele Linien getroffen, wenn es wichtig war», sagte Petkovic und hat nun wieder mehr Selbstbewusstsein. «Ich bin zwei Jahre lang mit großen Fragezeichen auf den Platz gegangen. Jetzt erwarte ich, dass ich gegen Ostapenko gewinne», erklärte die bald 31-Jährige.
Auch Laura Siegemund schied am Dienstag mit 3:6, 2:6 gegen Naomi Osaka aus Japan aus, die im vorigen Jahr Kerber in der ersten Runde geschockt hatte. Bereits am Montag kamen Julia Görges, Carina Witthöft und Tatjana Maria weiter.
Jan-Lennard Struff zog parallel als erster der neun gestarteten deutschen Herren in die zweite Runde ein. Der Davis-Cup-Spieler aus Warstein gewann 7:6 (7:2), 6:4, 6:3 gegen den Amerikaner Tim Smyczek, der dank einer Wildcard im Hauptfeld dabei war. Struff nutzte seinen sechsten Matchball zum Sieg. Am Montag waren Mischa Zverev, Peter Gojowczyk und Florian Mayer ausgeschieden.
Kerber schien nach einem anfänglichen 0:2-Rückstand alles im Griff zu haben. Gasparjan zeigte aber, dass sie nach einer schweren Knieverletzung eigentlich nicht auf Platz 370 der Weltrangliste gehört. 2016 stand die 23-Jährige sogar schon im Achtelfinale der Australian Open – wo Kerber dann den Titel holte.
Drei Satzbälle konnte die Favoritin gegen die mutige Gasparjan nicht nutzen und musste in den Tiebreak, wo sie prompt 0:3 und 2:4 zurücklag. «Zu leicht!», rief Kerber verärgert nach einem Fehler und holte sich mit all ihrer Erfahrung den Satz im vierten Versuch doch.
Danach verschwand Kerber in den Katakomben des neuen Louis-Armstrong-Stadiums, wo es auch klimatisierte Räume für die Spielerinnen gibt. Ihre kämpferischen Qualitäten blieben weiterhin gefragt, denn auch wenn Gasparjan die Strapazen ebenfalls deutlich anzusehen waren – die Moskauerin mit der sehenswerten einhändigen Rückhand witterte weiter ihre Chance und verlangte Kerber alles ab, erst mit dem Break zum 5:3 war der Widerstand dann gebrochen.
Fotocredits: Andres Kudacki,Andres Kudacki,Seth Wenig
(dpa)