Lake Louise – Ein siebter Platz zum Saisonstart ist für Thomas Dreßen kein Grund für eine ausgelassene Party, zu viel hat der ehrgeizige Skirennfahrer in der vergangenen Saison bereits erreicht.
Den 90er-Hit «Cotton Eye Joe» spielt er vor dem Super-G aber wohl dennoch. «Wenn das bei uns im Skiraum läuft, dann haben wir immer eine Gaudi», verriet der Kitzbühel-Sieger vor der Abfahrt in Lake Louise – und schlecht ist eine Platzierung direkt hinter Weltmeister Beat Feuz aus der Schweiz ja nun auch wirklich nicht.
«War gut. Für’s erste Rennen. Letztes Jahr bin ich 14. geworden. Das passt schon», sagte er in den kanadischen Rockys. «Die Platzierung ist das eine. Für mich war es wichtiger zu sehen, dass das Skifahren passt und das ich dabei sein kann, wenn es darauf ankommt.»
Für den fünften Podestplatz seiner Karriere fehlten zwei Tage nach seinem 25. Geburtstag 0,24 Sekunden auf Dominik Paris aus dem italienischen Team. Auf Überraschungssieger Max Franz aus Österreich betrug der Rückstand nach 3120 Metern 0,78 Sekunden. Rang zwei sicherte sich in Christof Innerhofer trotz einer Trainingsbestzeit etwas überraschend ein weiterer Mann aus Südtirol. «Hut ab vor dem Max und den anderen, die sind schon super gefahren», sagte Dreßen.
Dreßen konnte mit dem Top-Ten-Ergebnis zum Auftakt in den WM-Winter auch zufrieden sein. Denn trotz seines Sieges in Kitzbühel auf der Streif und in Kvitfjell zählt er noch immer zu den unerfahrenen Leuten in der Gruppe der Weltklasse-Abfahrer. Vor einem Jahr wurde er in Lake Louise von Reportern noch gefragt, wie man seinen Nachnamen denn überhaupt ausspricht. «Man darf da jetzt nicht gleich Wunder erwarten von mir, das tu‘ ich selber auch nicht», sagte er.
Dreßen kann also mit gesundem Selbstvertrauen in den Super-G am Sonntag (20.00 Uhr) starten, auch wenn diese Disziplin zuletzt im Training noch nicht so passte und er eine «Wundertüte» erwartet. Josef Ferstl und Andreas Sander müssen sich schon eher hinterfragen. Platz 29 (Sander) und 39 (Ferstl) sind nicht mehr der Anspruch der beiden anderen Vertreter der Spitzengruppe innerhalb der deutschen Speed-Mannschaft. Ferstl war sogar langsamer als Dominik Schwaiger, der bei seinem Comeback nach einer Schambeinverletzung infolge seines schweren Sturzes in Bormio im Dezember 2017 auf Platz 37 fuhr.
Auch Klaus Brandner gab in Kanada sein Weltcup-Comeback. Der inzwischen 28 Jahre alte Sportler vom WSV Königssee war wegen einer schweren Knieverletzung inklusive Kreuzbandriss zuletzt im Dezember 2016 bei einem Weltcup-Rennen angetreten. Er kam auf Platz 57.
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(dpa)