Leipzig – Die große Sause unterm Weihnachtsbaum fällt aus. Wenn Christian Prokop am Heiligen Abend seinen 40. Geburtstag begeht, ist dem Handball-Bundestrainer nicht nach Party und Polonaise.
«Meine Familie wird das nicht so gerne hören, aber der runde Geburtstag ist in meinen Gedanken weit im Hintergrund», sagte Prokop der Deutschen Presse-Agentur. «Ich freue mich sehr auf das Weihnachtsfest, auf die schönen Tage mit der Familie. Aber der Geburtstag, den man gebührend feiern sollte – steht diesmal etwas hinten an. Es wird keine große Party geben.»
Zweieinhalb Wochen vor dem Auftakt der Heim-WM mit dem Spiel gegen Korea kann ihm das niemand verübeln. Prokops Gedanken kreisen seit Monaten um das Mega-Event vom 10. bis 27. Januar in Deutschland und Dänemark, bei dem der Vater von zwei kleinen Kindern mit der DHB-Auswahl liefern muss. Den großen Druck, der nach der verpatzten EM in Kroatien und der anschließenden Trainerdiskussion auf ihm lastet, lässt Prokop aber (noch) nicht an sich heran. «Aktuell überwiegt die Vorfreude», sagte er.
Prokop, der als Perfektionist gilt, hat aus seinem ersten großen Turnier im Januar wichtige Lehren gezogen. Neben dem veränderten Umgang mit den Spielern zählt dazu auch eine bessere Balance zwischen Job und Freizeit. «Es ist eine sehr wichtige Erfahrung, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, dass ich bewusste Phasen des Abschaltens im Alltag auch einbauen will», berichtete der Bundestrainer.
Das gelingt ihm am besten mit seinen Kindern – Tochter Anna (5) und Sohn Luca (2). «Ich denke, das kann jeder Papa bestätigen, dass man dann auf ganz andere Gedanken kommt. Sei es beim Zoobesuch, beim Besuch im Schwimmbad, beim Basteln oder beim Malen.»
Zum Weihnachtsfest wird sich Prokop deshalb mal nicht intensiv mit den Vorrundengegnern Korea, Brasilien, Russland, Frankreich und Serbien beschäftigen. «Es tut uns allen gut, meiner Familie und mir, wenn wir ein, zwei Tage zumindest ein paar Stunden im Familienkreis sind und ein bisschen Besinnlichkeit aufkommt», sagte er. «Aber dann liegt der Fokus wieder auf dem Start mit der Nationalmannschaft in Barsinghausen.»
Dort beginnt am 28. Dezember mit einem dreitägigen Kurz-Lehrgang der WM-Feinschliff, der mit einem zweiten Trainingslager vom 2. bis 6. Januar inklusive der Test-Länderspiele gegen Tschechien in Hannover und Argentinien in Kiel abgeschlossen wird. «Wir sind gut im Zeitplan. Ich freue mich schon darauf, mit den 18 nominierten Spielern das WM-Projekt anzugehen», sagte Prokop am Samstagabend im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF.
Zwar gelang ihm an der Torwand kein Volltreffer, doch den will er mit seinen Schützlingen ja auch erst bei der WM landen. Das Halbfinale ist das Ziel, alles was danach kommt Zugabe. Obwohl es auch für ihn um viel geht – ein weiterer Misserfolg würde wohl das vorzeitige Ende seiner am 1. Juli 2017 begonnenen und auf fünf Jahre ausgelegten Amtszeit bedeuten – gibt sich Prokop locker. Völlig runterfahren wird er aber auch seinem 40. Geburtstag zum Weihnachtsfest nicht: «Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht ganz abschalten kann. Wenn so ein Highlight ansteht, ist man als Handballer immer schon einen Schritt dabei.»
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(dpa)