Vechta – Die Reggae-Legende Bob Marley wäre stolz gewesen. RASTA Vechta, benannt nach Marleys Kult-Hit «Rastaman Vibration», ist das Überraschungsteam der Basketball-Bundesliga.
Wie der Musiker begeistert die Mannschaft aus dem Oldenburger Münsterland die Zuschauer mit positiver Ausstrahlung, Lockerheit und Kreativität. Mit Platz fünf nach 14 Spielen liegt der Aufsteiger aus Niedersachsen auf Playoff-Kurs. «Wir sind selbst überrascht von uns. Wir befinden uns in einem Traum», sagte RASTA-Geschäftsführer Stefan Niemeyer im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. «Wir genießen es.»
Zweimal war dieser Traum in der Vergangenheit schnell wieder geplatzt. 2013/14, nach dem ersten Bundesliga-Aufstieg, ging es am Saison-Ende wieder in die Zweitklassigkeit. Auch 2016/17 hielt sich der Verein aus der 31 000-Einwohner-Stadt nur ein Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse, holte dabei nur zwei Siege. «Das war der Horror», meinte Niemeyer. «Da hat gar nichts funktioniert.»
Auch nach dem erneuten Wiederaufstieg im Sommer 2018 sah es zu Saison-Beginn nicht gut aus. Vechta startete mit zwei deutlichen Niederlagen. «Ich haben nur gedacht: Nicht schon wieder», beschrieb der 58 Jahre alte Niemeyer seinen Zweifel nach den beiden Pleiten. Danach kam aber die Wende. Es folgten zehn Siege aus zwölf Partien und der wundersame Wege in die Spitzengruppe der Bundesliga. Selbst Vizemeister ALBA Berlin war beim 69:80 in Vechta chancenlos.
«Wir hatten das Glück, vor der Saison die richtige Spielerauswahl getroffen zu haben. Das gleicht manchmal einer Lotterie», erklärte Niemeyer. «Und wir haben den richtigen Trainer.» Pedro Calles ist mit 35 Jahren der jüngster Coach in der Bundesliga. Der Spanier war jahrelang Co-Trainer bei RASTA und übernahm nach dem feststehenden Aufstieg im Mai 2018 von Routinier Doug Spradley. «Er ist das wichtigste Glied in der Kette», betonte Niemeyer. «Er lässt einen modernen Basketball spielen.»
Sehr zur Freude der RASTA-Profis. «Pedro ist sehr, sehr schlau. Wir spielen für ihn», lobte der US-Amerikaner Josh Young, den Niemeyer als «Kopf des Teams» bezeichnete. «Er stellt uns toll ein», ergänzte Jung-Nationalspieler Philipp Herkenhoff. Der 19 Jahre alte Flügelspieler debütierte im November 2018 für die A-Mannschaft von Bundestrainer Henrik Rödl. «Man muss nicht bei den Bayern oder in Berlin spielen, um Nationalspieler zu werden», sagte Niemeyer. «Das hat uns und vor allem die Jugendtrainer total stolz gemacht.»
Auch finanziell sieht sich der Verein auf dem richtigen Weg. Das Budget von derzeit rund 2,7 Millionen Euro soll in der kommenden Saison deutlich aufgestockt werden, nicht nur, weil die Liga von der neuen Spielzeit an einen Etat von drei Millionen Euro vorschreibt. «Um 30 oder 40 Prozent soll es nach oben gehen», erklärte Unternehmer Niemeyer, der mit seiner Firma den Club als Hauptsponsor seit vielen Jahren unterstützt. «Gedanklich bin ich schon in der nächsten Saison. Wir wollen uns verstärken.»
Dafür spielt der Club mit dem Gedanken, den Namen am vereinseigenen RASTA Dome zu verkaufen. «Aber damit tun wir uns noch verdammt schwer», verriet Niemeyer. «RASTA ist ein positiver Name.» Dies dachten auch die Mitglieder einer Basketball-AG am Gymnasium Antonianum in Vechta im Jahr 1979. Kein ansässiger Verein wollte eine Basketball-Abteilung aufmachen, da gründeten sie einfach einen eigenen Club – während nebenbei im Radio «Rastaman Vibration» von Bob Marley lief.
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(dpa)