Dortmund – Die Kung-Fu-Parade und der Halsbiss von Oliver Kahn, die Heulsusen-Geste von Lothar Matthäus gegen Andreas Möller und ein bis heute gültiger Kartenrekord: Die Duelle zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund sorgten schon immer für große Emotionen.
Und auch für sportlich unvergessliche Spiele: Duelle im Titelkampf, Pokalendspiele und sogar ein Champions-League-Finale. Die Deutsche Presse-Agentur schaut auf die bemerkenswertesten Duelle zurück:
9. August 1986: Der FC Bayern und der BVB treffen am 1. Spieltag aufeinander. BVB-Stürmer Frank Mill, später Weltmeister, läuft über viele Meter alleine auf das leere Tor zu, kommt ins Straucheln und schießt den Ball an den Pfosten. Mill ist heute genervt davon, immer auf die Szene angesprochen zu werden. «An jeder Ecke musste ich mich verarschen lassen, sogar von den eigenen Teamkollegen», sagte er.
19. April 1997: Von einem eigentlich mäßig spannenden 1:1 in Dortmund bleibt das Scharmützel zwischen den beiden 90er-Weltmeistern Lothar Matthäus und Andreas Möller. Matthäus signalisiert durch das Abwischen imaginärer Tränen, dass er Möller als Heulsuse ansehe, woraufhin ihm dieser ins Gesicht greift. Matthäus beteuerte später, es sei nicht persönlich gewesen, sagte aber auch über Möller: «Man wusste ja, er ist ein Spieler, der die Härte nicht so gut verträgt.»
3. April 1999: Top-Spiele wie gegen den BVB motivierten Bayern-Torhüter Oliver Kahn immer besonders. An diesem April-Tag scheint er wie von Sinnen. Erst versucht er BVB-Stürmer Heiko Herrlich in den Hals zu beißen, dann springt er in Kung-Fu-Manier auf den entgeistert schauenden BVB-Stürmer Stephane Chapuisat zu. Kahn erklärte später, er habe wegen Kritik unter Druck gestanden und nach einem Gegentor sei der «Deckel vom Kessel» geflogen.
7. April 2001: Diese hitzige Partie in Dortmund hält bis heute den Bundesliga-Rekord für die meisten Karten in einem Spiel. Schiedsrichter Hartmut Strampe zeigte Dortmunds Evanilson und Münchens Stefan Effenberg jeweils Rot sowie Bayern-Profi Bixente Lizarazu Gelb-Rot und zudem noch zehn Gelbe Karten. «Ab einem gewissen Zeitpunkt spürte ich, dass die Spieler auf die Karten nicht mehr reagierten», sagte Strampe später.
9. November 2002: BVB-Torhüter Jens Lehmann fliegt vom Platz, doch der BVB kann nicht mehr wechseln. Also geht der 2,02 m große Stürmer Jan Koller ins Tor. 24 Minuten lang – und blieb ohne Gegentor. Der Kicker berief ihn in die Elf des Tages. Als Torhüter natürlich. Koller hatte auch das 1:0 für den BVB erzielt, der verliert in München trotzdem mit 1:2.
26. Februar 2011: Schon vor dem Duell lag der BVB 13 Punkte vor den Bayern und machte beim 3:1 sein Meisterstück. Dabei trat er mit der bis heute jüngsten Startelf seiner Bundesliga-Historie (22,8 Jahre im Schnitt) an.
12. Mai 2012: Die Dortmunder schaffen die ultimative Demütigung des FC Bayern – und müssen es später büßen. Nach dem Meistertitel 2011 und der bereits sicheren Titelverteidigung zerlegte der BVB die Münchner im DFB-Pokalfinale mit 5:2. Bayern-Präsident Uli Hoeneß kündigte direkt an, zu zeigen «wo der Hammer hängt». Die Münchner kaufen den Dortmundern nacheinander Mario Götze, Robert Lewandowski und Mats Hummels weg und wurden von da an bis heute immer deutscher Meister.
25. Mai 2013: Das Spiel, das deutsche Fußball-Geschichte schrieb: Zum ersten und einzigen Mal bestreiten zwei deutsche Mannschaften ein Champions-League-Finale. Im Londoner Wembley-Stadion ist Dortmund ebenbürtig. Als alle sich schon auf eine Verlängerung einrichten, schießt Arjen Robben das 2:1-Siegtor für die Münchner, die ein Jahr zuvor nicht nur im Pokalendspiel eine bittere Niederlage kassierten, sondern auch im Champions-League-Finale «dahoam» gegen Chelsea.
31. März 2018: Schon zu Pause lag der FC Bayern völlig verdient mit 5:0 in Front. Für die Münchner war das 6:0 der höchste Sieg über den BVB seit dem historischen 11:1 im Jahr 1971.
10. November 2018: Im vielleicht spektakulärsten Klassiker seit Jahren triumphierte der BVB mit 3:2. Zwei Mal gingen die Bayern durch Robert Lewandowski in Führung, zweimal konnte der überragende Marco Reus ausgleichen. Am Ende sorgte Paco Alcácer für den Siegtreffer und einen Sieben-Punkte-Vorsprung der Borussia.
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(dpa)