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Struffs Aufstieg im Schatten von Zverev – Duo in Halle dabei

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Stuttgart/Halle – Liebend gern hätte Jan-Lennard Struff in Halle sicher von Tennis-Kollege Alexander Zverev Glückwünsche zu seiner Endspiel-Premiere auf der ATP-Tour entgegengenommen.

Doch Struff reiste am Sonntag als Stuttgart-Halbfinalist nach Westfalen, wo der Weltranglisten-Fünfte Zverev – notgedrungen – schon seit ein paar Tagen seine Wimbledon-Vorbereitung vorantreibt.

Am Samstag in Stuttgart hatte Struff gegen Matteo Berrettini, einen Italiener mit unangenehmem Aufschlag, keinen idealen Tag erwischt. Er verlor 4:6, 5:7 und sagte anschließend dennoch: «Wenn mich jemand unterschätzt hat, hoffe ich, dass es jetzt vielleicht nicht mehr so ist. Ich versuche, weiter nach oben zu kommen. Ich habe in Halle noch mal die Chance, anzugreifen.» Der 29-jährige Sauerländer galt lange eher als Mitläufer im deutschen Herren-Tennis. Mittlerweile hat er sich zum besten deutschen Profi hinter ATP-Weltmeister Zverev gemausert und Philipp Kohlschreiber verdrängt. Er glaubt generell, reif zu sein für sein erstes Finale und einen Titel.

Vor seinem Erstrunden-Spiel gegen Laslo Djere reichte es nur zu einem kurzen Abstecher ins heimische Warstein. Der Serbe ist besser eingestuft als der Weltranglisten-38. Struff. Der French-Open-Achtelfinalist erlebt jedoch derzeit die beste Phase seiner Karriere. Der Neustart nach Paris mit der Umstellung von Sand auf Rasen ist ihm schnell geglückt. Anders als Zverev.

Für den Hamburger geht es um dringend benötigte Spielpraxis auf dem grünen Belag. Schon am 1. Juli beginnt Wimbledon, der sportliche Höhepunkt dieses kurzen Saison-Abschnitts. In Stuttgart hatte der 22-Jährige auch wieder mit seinem kurzfristig angereisten Trainer Ivan Lendl gleich verloren. Seine Auftaktaufgabe am Montag gegen den Niederländer Robin Haase klingt machbar, danach könnte es zum Duell mit Kohlschreiber kommen. Nur wenn Struff und Zverev je dreimal gewinnen, käme es im Halbfinale zum reizvollen Vergleich.

Sein Aus in Stuttgart wurmte Struff auch deswegen, weil er damit geliebäugelt hatte, in Wimbledon erstmals gesetzt zu sein. Ein paar Plätze zu wenig wird er sich nun in der Rangliste am Montag von Rang 38 voraussichtlich nach vorn verbessern.

Sein kleiner Sohn helfe ihm jedoch inzwischen, nach Niederlagen nicht mehr so lange «böse» zu sein. Immer wieder wurde er in Stuttgart gefragt, ob der gut zwei Monate alte Henri der Grund dafür sei, dass er derzeit mit so viel Selbstvertrauen und so erfolgreich spielt. «Das kann mich gut beflügeln», sagte Struff in seiner gewohnt ruhigen Art. «Generell ist es das Größte, was passieren kann.»

Als angenehmer Typ galt Struff schon lange. Nach dem verpassten Final-Einzug legte er in der zum Pressezentrum umfunktionierten Tennishalle extra ein Handtuch unter die verschwitzte Shorts – um den Stuhl zu schonen. Auf die Frage, ob er seinen Wohnsitz von Warstein nicht nach Monte Carlo verlegen wolle, wo Zverev und etliche andere Tennisprofis hingezogen sind, antwortete er mit einem klaren «Nö».

In Halle wird die deutsche Nummer zwei erst einmal wieder die Rolle eines Außenseiters übernehmen. In der Regel zieht dort ohnehin ein Topstar die Aufmerksamkeit auf sich: Publikumsliebling Roger Federer, der seinen zehnten Titel in Halle holen will.

Fotocredits: Silas Stein
(dpa)

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