Köln – Als Achim Beierlorzer um 10.10 Uhr zum ersten Mal den Trainingsplatz des 1. FC Köln betrat, war ein freundliches «Willkommen in Kölle» der größte emotionale Ausbruch, der dem neuen Chefcoach entgegenschlug.
Immerhin rund 800 Fans begrüßten das Team und den Trainer des Bundesliga-Rückkehrers freundlich, aber nicht gerade euphorisch. Applaus oder gar Jubel gab es nicht.
«Wir müssen wieder eine neue Euphorie hier entfachen», gestand Defensivspieler Marco Höger nach dem Trainingsauftakt. «Die ist zum Ende der letzten Saison etwas verloren gegangen. Als Aufsteiger braucht man das aber.» So kurios das für einen Aufsteiger, noch dazu im nicht gerade melancholischen Köln, klingen mag: Beierlorzer war sogleich bei seiner ersten Einheit als FC-Trainer darum bemüht, eine positive Grundstimmung zu erzeugen. «Dafür ist er genau der richtige Man. Er hat die Aura dafür», meinte Höger.
«Ich will die Spieler jetzt mal mit den neuen Regeln, den neuen Bedingungen konfrontieren», drückte es Beierlorzer selbst aus. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und für jedermann zugänglich gibt sich der 51 Jahre alte Franke volksnah. Das kommt an im Rheinland. Den zu Beginn ausgebliebenen Applaus des Anhangs holte das Team auf dem Platz nach. Immer wieder klatschten die Spieler aufmunternd in die Hände, zum Ende der rund anderthalbstündigen ersten Einheit gab es ein längeren Kreis der Spieler mit dem Trainerteam.
«Ohne Begeisterung und Freude geht doch nichts. Wir müssen von unserem Job völlig überzeugt sein, begeistert sein von dem, was wir tun dürfen», befand der bisherige Coach von Jahn Regensburg.
Seit dem bislang letzten von sechs Bundesliga-Abstiegen seit 1998 war die Stimmung rund um den «Effzeh» schwierig. Schwankende Leistungen und latente Zweifel am Zweitliga-Coach Markus Anfang waren nicht gerade förderlich. Auch das Team muss erst wieder zusammen wachsen. Von Grüppchenbildung in der Aufstiegsmannschaft unter dem kurz vor dem Aufstieg beurlaubten Anfang war die Rede. Beierlorzer gestand bereits, ein neues Mannschaftsgefühl erzeugen zu müssen.
Das knüppelharte Auftaktprogramm ist dabei Chance und Risiko zugleich. Nach dem Start am Wochenende 17./18. August in Wolfsburg geht es gegen Borussia Dortmund, in Freiburg, gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach und beim Meister Bayern München weiter. «Dass das schwierig wird, ist klar», meinte Höger, befand aber auch: «Wir haben uns ein Jahr darauf vorbereitet, wieder zu Hause gegen Dortmund und Gladbach spielen zu können. Da kann man sich nicht beschweren, wenn sie dann auch kommen.»
Geht der Start daneben, kann der Club schnell in eine gefährliche Bahn geraten wie in der bislang letzten Abstiegs-Saison 2017/2018, als die Kölner nach 16 Spielen nur drei Punkte hatten. Überrascht Beierlorzer mit seinem Team aber, braucht sich niemand mehr um Euphorie zu sorgen.
Um wieder für die Bundesliga gewappnet zu sein, sucht der Aufsteiger noch einen Innenverteidiger und einen defensiven Mittelfeldspieler. Vom FC Brügge soll für die Zentrale Marvelous Nakamba aus Simbabwe kommen. Bisher haben die Kölner in Birger Verstraete (Gent), Kingsley Ehizibue (Zwolle), Kingsley Schindler (Kiel) und Nachwuchskeeper Julian Krahl (Leipzig) vier neue Spieler verpflichtet.
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(dpa)