London – Serena Williams kann kommen. Mit Ruhe und Gelassenheit fühlt sich Julia Görges bereit für die Wimbledon-Revanche.
«Ich habe wieder ein Jahr mehr Erfahrung. Ich denke, dass ich die Matches mit einer gewissen Souveränität angehe», sagte die letzte verbliebene Deutsche in der Damen-Konkurrenz des Rasenklassikers und wollte «gar nicht so viel über den Namen Serena Williams sagen».
Vor zwölf Monaten hatte der US-Star der zweitbesten deutschen Tennisspielerin hinter Angelique Kerber in Wimbledon den Weg in ihr erstes Grand-Slam-Endspiel verbaut. Mit einem klaren Zweisatz-Sieg vermasselte die langjährige Branchenanführerin damals ein deutsches Finale. Jetzt soll es am Samstag für die Weltranglisten-17. Görges besser klappen – mit aggressivem Spiel, einem starken Aufschlag und dank eines Neuanfangs.
«Viel wird von der Tagesform von Serena abhängen. Ich glaube, dass Serena noch nicht ihre beste Leistung zeigt. Jule wird der erste Gradmesser», sagte die deutsche Damen-Tennischefin Barbara Rittner. Die ehemalige Fed-Cup-Teamchefin traut Görges nicht nur einen Coup über Serena Williams, sondern erneut den Einzug ins Halbfinale von Wimbledon zu.
Wahrscheinlich dürfte es einfacher sein, in der dritten Runde gegen die US-Amerikanerin zu spielen als in einem Halbfinale, wenn die Gegnerin ihre Form gefunden haben könnte. Zweimal hat sich die 37-Jährige in den ersten beiden Runden an der Londoner Church Road gequält und gegen die Qualifikantinnen Giulia Gatto-Monticone aus Italien und die Slowenin Kaja Juvan nicht überzeugt.
Die junge Mutter war in dieser Saison mehrfach verletzt oder krank. Nach ihrem Drittrunden-Aus bei den French Open hatte Serena Williams über mangelnde Matchpraxis gesprochen und dann doch kein Vorbereitungsturnier auf Rasen bestritten. Nur allzu gerne würde sie jedoch noch ein weiteres Mal eines der vier großen Turniere gewinnen und mit der Rekordhalterin Margaret Court (24) gleichziehen. Doch ihr läuft die Zeit davon. Wird Wimbledon ihre letzte Chance?
Görges hatte nach ihrem Erstrunden-Aus in Paris Konsequenzen gezogen, sich trotz einer zuvor erfolgreichen Zusammenarbeit von Trainer Michael Geserer getrennt. Mit dem erst 27 Jahre alten Ex-Profi Sebastian Sachs, den sie vom Fed Cup kennt, wagte sie einen Neuanfang. Zu den genauen Gründen hielt sich die siebenfache Turniersiegerin bedeckt, fühlt sich aber auch mit ihrem Final-Einzug von Birmingham in ihrer Entscheidung bestätigt.
«Es war unumgänglich», sagte Görges. Ruhe und Gelassenheit seien für sie der Schlüssel zum Erfolg. Anders als Kerber bei deren Zweitrunden-
Aus behielt Görges beim 6:1, 6:4 gegen die russische Qualifikantin Warwara Flink stets die Kontrolle. Ob das auch gegen Serena Williams nach bisher vier Niederlagen in vier Duellen gelingt?
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(dpa)