Stuttgart – Der ehemalige Bundestrainer Vlado Stenzel hat die Trainingsarbeit im deutschen Handball scharf kritisiert und ein Umdenken der Bundesliga-Clubs gefordert.
«Das Training in den Vereinen ist sehr schwach, vormittags sind die meisten Bundesligisten nur im Fitnessraum. Die deutschen Vereine meinen, dass sie nur über die Kraft besser werden. Das ist total falsch», sagte der 85-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Es überrasche ihn nicht, dass zuletzt dreimal nacheinander kein deutscher Club das Finalturnier der Champions League erreicht hat.
Das falsche Training fange schon im Jugendbereich an, sagte der Weltmeister-Coach von 1978. «Wir haben in Deutschland im Moment zum Beispiel keinen Spielmacher von Weltklasse-Format. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass das Training falsch ist. Aber dafür müssen die Trainer auch richtig ausgebildet werden. Die meisten wissen nicht mal, wie man Eins gegen Eins trainiert.» Grundsätzlich müsse in Deutschland viel individueller trainiert werden.
Für die Heim-WM im vergangenen Januar hatte Bundestrainer Christian Prokop Routinier Martin Strobel als Mittelmann reaktiviert. «Es muss wieder besser trainiert werden, dann wird Deutschland auch wieder die Nummer Eins in der Welt sein. Deutschland muss im Handball so gut wie die USA im Basketball sein», forderte Stenzel.
Sollte der Deutsche Handballbund (DHB) ihn um Rat bitten, stünde er zur Verfügung. «Ich kann meine Ansichten gerne erklären, wenn man mich fragt.» Stenzel hatte mit dem DHB-Team 1978 sensationell den WM-Titel und sechs Jahre zuvor mit Jugoslawien Olympia-Gold gewonnen.
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(dpa)