Doha – In Nigeria geboren, für Bahrain am Start – und in der Welt bald die schnellste Frau auf der Stadionrunde?
Salwa Eid Naser hat am Donnerstagabend bei der Leichtathletik-WM nicht nur Gold über 400 Meter geholt, sondern mit ihrer Superzeit von 48,14 Sekunden aus Doha auch einen heißen Gruß an Marita Koch geschickt. Der fast 34 Jahre alte Fabelweltrekord der Rostockerin gilt eigentlich als unantastbar – aber nun sind die 47,60 Sekunden in Gefahr.
«Der Weltrekord? Na ja, alles ist möglich», sagte Naser, die schon als 19-Jährige vor zwei Jahren in London WM-Silber gewonnen hatte. Nun ist sie 21 und hat das Zeug dazu, ihren frischen Asienrekord bald zu veredeln. Doch noch fehlen ihr 54 Hundertstelsekunden zum zweitältesten Frauen-Weltrekord der Leichtathletik. Marita Koch rannte am 6. Oktober 1985 beim Weltcup in Canberra nicht nur den Konkurrentinnen, sondern praktisch auch ihrer Zeit davon.
Nur Koch (47,60) und die Tschechin Jarmila Kratochvilova (47,99) waren jemals schneller auf der alles abverlangenden Distanz. Doch das war in den 1980ern, in den dunklen Zeiten der Doping-Ära. Im neuen Jahrtausend waren vor dem spektakulären Finale im Khalifa-Stadion nur zwei Sprinterinnen unter 49 Sekunden geblieben: die Mexikanerin Ana Guevara (2003) und Sanya Richards-Ross aus den USA (2006). Auch Olympiasiegerin Shaunae Miller-Uibo von den Bahamas knackte hinter Naser als WM-Zweite in 48,37 Sekunden die magische Marke.
Fühlt sie sich nun wie die Besitzerin der schnellsten «legalen» 400-Meter-Zeit, wurde die Weltmeisterin nach ihrem Sturmlauf gefragt. Naser, die seit 2014 für Bahrain startet, antwortete diplomatisch: «Sagt ihr es mir!»
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(dpa)