Wolfsburg (dpa) – «Er hat gespielt.» Wer wollte, konnte bei diesem etwas unbedacht geknurrtem Fazit von Dieter Hecking zum Bundesliga-Comeback von Mario Gomez einen süffisanten Unterton raushören.
Mehr sagte der Trainer des VfL Wolfsburg erstmal nicht. So abschätzig, wie es im ersten Moment vielleicht klang, war es nach dem enttäuschenden 0:0 am Samstag gegen den 1. FC Köln natürlich nicht gemeint.
Im Grunde traf Hecking bei seiner Einschätzung zum VfL-Einstand seines wichtigsten Sommer-Einkaufs aber genau den Punkt. Gomez spielte mit, auffällig war er in seinem ersten Pflichtspiel seit zwei Monaten nach seiner Verletzung im EM-Viertelfinale gegen Italien nicht. Zwei Torschüsse in 90 Minuten brachte er zustande.
«Es war klar, dass das kein Feuerwerk wird», meinte Gomez nach seinem ersten Bundesligaspiel seit 1211 Tagen selbst. Mit hängendem Kopf und enttäuschter Körpersprache klatschte der 31-Jährige nach der Nullnummer mit seinen neuen Mitspielern ab. «Wir wissen, dass wir noch viel zu tun haben», urteilte Gomez.
Noch fehlt ihm die letzte Spritzigkeit nach seiner Oberschenkelverletzung, auch die Bindung zum neuen Team ist noch nicht da. «Die Abstimmung mit seinen Mitspielern muss noch besser werden», sagte Hecking. Vielleicht ließ er den Nationalstürmer deshalb 90 Minuten durchspielen. Trotz dessen durchwachsender Leistung und obwohl es vorher hieß, er habe womöglich nur für 60 oder 70 Minuten Luft. «Ich bin froh, 90 Minuten gespielt zu haben. Jede Minute hilft», sagte der Torjäger.
Wie hoch die Erwartungen beim selbst ernannten Champions-League-Aspiranten an Gomez sind, verdeutlichten am Samstag auch die VfL-Fans. Bei jedem Ballkontakt des 31-Jährigen, immer dann, wenn es halbwegs gefährlich zu werden schien, ging ein erwartungsvolles Raunen durchs Stadion.
«Er wird im Laufe der Saison seine Tore schießen», sagte Sportchef Klaus Allofs anschließend beruhigend über die «absolute Bereicherung» Gomez. Alle Beteiligten gaben sich sicher: Das wird schon. Wie hätte Gomez, der in der vergangenen Saison Besiktas Istanbul mit 26 Toren zur türkischen Meisterschaft schoss, auch auf Anhieb die hohen Erwartungen sogleich im ersten Spiel erfüllen können?
Der Sieben-Millionen-Euro-Mann kam erst im August in einen Kader, bei dem zu Zeitpunkt längst noch nicht klar war, wer alles noch gehen oder möglicherweise auch noch kommen würde. Andere vermeintliche Spitzenteams hatten ihre Personalplanung frühzeitig abgeschlossen und die Trainer dort Zeit, ihr Team einspielen zu lassen und aufeinander abzustimmen. Nicht so in Wolfsburg.
Der VfL befindet sich mitten im Umbruch. Gleich sieben Spieler standen am Samstag in der Startformation, die in der vergangenen Saison nicht zum Stamm zählten oder ganz neu sind. «Wir müssen alle noch zueinander finden», sagte in Yannick Gerhardt ein weiterer Neuzugang, der gegen seine bisherigen Club-Kameraden vom FC genauso blass wie Gomez blieb. Und so analysierte Hecking das gesamte Wolfsburger Spiel treffsicher: «Es war wie mit der Mannschaft. Für beide gilt: Ist noch ausbaufähig.»
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