Gummersbach – Der VfL Gummersbach schwelgt auch in der Zweitklassigkeit noch in der glorreichen Vergangenheit. Mit «Heimat des Handballs seit 1861» überschreibt der ehemalige Rekordmeister nach wie vor seine Website. Und: «Wo es noch Werte und Legenden gibt.»
Die Gegenwart ist weniger ruhmreich, doch am Montag betritt der Club von einstigen Größen wie Heiner Brand und Jo Deckarm, Erhard Wunderlich und Hansi Schmidt wieder eine Bühne, die dem großen Selbstvertrauen entspricht. In der Dortmunder Westfalenhalle kommt es zum Zweitliga-Spitzenspiel beim ASV Hamm-Westfalen, das live im frei empfangbaren Fernsehen (19.00 Uhr/Sky Sport News HD) übertragen wird.
Mit einem Sieg würden die Oberbergischen ihren Gegner verdrängen und hinter Spitzenreiter HSC 2000 Coburg zu Beginn der bis Ende Januar dauernden EM-Pause auf einen Aufstiegsplatz klettern. «Bisher ist die Hinrunde gut gelaufen und wenn uns jemand vor der Saison gesagt hätte, dass wir oben mit dabei sind, dann hätte das jeder von uns unterschrieben», sagte VfL-Rechtsaußen Tobias Schröter.
Einen Rückschlag erlitt die Mannschaft allerdings am 2. Weihnachtsfeiertag, als sie im Duell zweier Altmeister bei TuSEM Essen mit 24:29 verlor. «Wir sind bisher den Beweis schuldig geblieben, dass wir eine Spitzenmannschaft schlagen können», mäkelte der im Frühjahr gekommene Trainer Torge Greve danach. In der heimischen Halle am Heiner-Brand-Platz 1 ist sein Team freilich bisher ungeschlagen.
Was war das für eine Dramatik im vergangenen Sommer, als die Gummersbacher am letzten Spieltag nach 53 Jahren abstiegen! Dem zwölfmaligen Meister reichte das 25:25 bei Mitabsteiger SG BBM Bietigheim nicht, weil die Eulen Ludwigshafen nach einem 31:30 gegen GWD Minden bei Punktgleichheit nach 34 Spieltagen um ein läppisches Tor besser waren.
Der VfL, der schon in der 1. Liga mit vier Millionen Euro einen vergleichsweise kleinen Etat zur Verfügung hatte, stand vor einer ungewissen Zukunft. Leistungsträger wie der gerade beim HC Erlangen zum Rekordspieler der Liga avancierte Torhüter Carsten Lichtlein gingen.
Angesichts der Begegnung am Montag schlagen die Vermarkter der von sieben Westclubs geprägten Liga Purzelbäume vor Begeisterung. «Das ist der nächste Meilenstein in der Geschichte der 2. Handball-Bundesliga», posaunen sie durch die sozialen Medien. Mehr als 7000 Karten waren bis zum Beginn des Wochenendes bereits verkauft. Hamms Trainer Kay Rothenpieler freut sich auf «ein richtiges Handball-Highlight» zum Ende des Jahres. Und die «Ruhr Nachrichten» erwarten «die Stunde der Handball-Romantiker».
Die Westfalenhalle galt in den 1970er und 80er Jahren als Wohnzimmer der Gummersbacher, die vor allem für Europacupspiele aus ihrer kleinen Eugen-Haas-Halle ins Ruhrgebiet zogen. VfL-Legende Brand schwärmte in den «Ruhr Nachrichten»: «Auch wenn sie nicht mehr die modernste ist, strahlt die Westfalenhalle noch heute eine besondere Atmosphäre aus.»
Fotocredits: Christoph Schmidt
(dpa)