Oldenburg – Rickey Paulding fühlt sich in Oldenburg immer pudelwohl. Aber den Anfang des Jahres mag der Basketball-Profi der EWE Baskets ganz besonders.
Es ist Grünkohl-Zeit und in den nun schon fast 13 Jahren in der niedersächsischen Universitätsstadt ist diese Spezialität zu einer seiner Lieblingsspeisen geworden. «Ich esse ihn nicht jeden Tag, aber ich liebe ihn. So etwas haben wir nicht in den USA», sagt Paulding im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Da das Wintergemüse aber durchaus schwer im Magen liegen kann, wird Paulding in den nächsten Tagen auf den Genuss verzichten. Schließlich steht am Sonntag (20.30 Uhr) mit dem Pokalfinale bei Alba Berlin die bislang wichtigste Begegnung der Saison für sein Team an. «Wir freuen uns darauf. Ich denke, Alba hat einen leichten Vorteil, weil sie zu Hause spielen. Aber wir haben auf dem Weg ins Finale alle Spiele auswärts gemacht, von daher haben wir uns inzwischen daran gewöhnt», sagt der 37-Jährige.
Paulding und Oldenburg – das ist eine ganz besondere Beziehung. Seit 2007 spielt der Amerikaner für die Niedersachsen, kein Profi der Liga ist länger bei seinem Verein als er. Erst vor kurzem wurde der Small Forward für sein 500. Ligaspiel für Oldenburg geehrt. Die EWE Baskets ohne Paulding – das kann man sich gar nicht vorstellen.
Macht man sich auf den Weg zur Heimstätte des deutschen Meisters von 2009 wird man automatisch von Paulding begrüßt. Ein riesiges Graffiti, auf dem er seine Arme ausstreckt, prangt an einer Wand. «Pauldingburg» ist darauf in großen Buchstaben zu lesen. Es beschreibt die spezielle Beziehung zwischen ihm und dem Club am besten.
«Rickey Paulding ist entscheidend für die Identität des Clubs. Er steht für unsere Werte: Leidenschaft, Fleiß, Bodenständigkeit und Bescheidenheit», sagt Oldenburgs Geschäftsführer Hermann Schüller über die Club-Ikone, die erst am Dienstag beim Heimsieg nach Verlängerung gegen Frankfurt wieder bester Werfer war.
Als Paulding 2007 aus Frankreich nach Oldenburg kam, war nicht absehbar, dass er 13 Jahre später immer noch da sein würde. «Nein, ganz und gar nicht. Unser erstes Kind war unterwegs, deshalb wollten wir für ein, zwei Jahre an einem Ort bleiben», erzählt Paulding. «Und dann ist Jahr um Jahr dazugekommen und der Rest ist Geschichte.»
Die Familie spielt für Paulding eine ganz wichtige Rolle. Er ist ohne Vater in Detroit aufgewachsen, musste sich mit seinen Geschwistern irgendwie durchschlagen. Von daher weiß er um den Wert einer Familie. Seine Frau und die inzwischen drei Kinder sind auch der Grund dafür, dass Paulding irgendwann seinen Traum von der NBA ad acta gelegt hat. 2004 war er von den Detroit Pistons gedraftet worden, schaffte es dort aber nicht in den Kader. In den Sommern danach versuchte er immer wieder, über die Summer League einen der begehrten Plätze in der besten Basketball-Liga der Welt zu bekommen.
Doch als die Familie größer wurde, war irgendwann der Punkt gekommen, wo Paulding nicht mehr jeden Sommer weg von Frau und Kindern sein wollte, nachdem er schon während der Saisons viel unterwegs gewesen war. «Anfangs tat es schon weh, aber inzwischen habe ich mich längst damit abgefunden, dass es mit der NBA nicht geklappt hat.»
In Oldenburg sind sie natürlich glücklich, dass es so gekommen ist. «Es gibt in der Liga keinen Spieler, der am Ende noch einmal so aufdrehen kann», lobt Mitspieler Philipp Schwethelm. «Er ist einfach der König», sagt Oldenburgs Center Rasid Mahalbasic. Bei den EWE Baskets hoffen sie, dass dies noch eine Weile so bleibt. Und die Chancen stehen nicht schlecht, dass Paulding seinen auslaufenden Vertrag noch einmal verlängert. Auf jeden Fall steht für ihn fest, dass er für keinen anderen Verein mehr spielt. «Es würde sich nicht richtig anfühlen.»
Fotocredits: Sina Schuldt
(dpa)