Berlin – Für Oscar-Preisträger und Hertha-Mitglied Volker Schlöndorff taugt der turbulente Saisonverlauf des Berliner Bundesligisten sogar für’s Kino.
«Die vielen Trainerwechsel und das ganze Drumherum mit Jürgen Klinsmann. Das war fast filmreif», sagte der 81-Jährige in einem Interview der «Berliner Zeitung» vor dem Derby zwischen Hertha BSC und dem 1. FC Union Berlin am Freitagabend. Mit dem Begriff «Big City Club» kann der Star-Regisseur wenig anfangen. «Hertha hat noch viel zu tun, um ein starkes Profil zu bekommen. Und das wird vor allem auf dem Platz erworben», sagte er.
Die Fortsetzung der Fußball-Bundesliga trotz der Coronavirus-Pandemie findet Schlöndorff richtig. «Fußball ist nun einmal in Deutschland der Volkssport Nummer eins und gehört zu unserem Leben. Die Spiele, auch wenn sie nur im Fernsehen zu verfolgen sind, geben vielen Menschen auch wieder ein Stück Hoffnung auf Normalität.»
Der Fußball sei dabei auch eine Art Vorbild. «Wir müssen weitermachen auf allen Gebieten – im Fußball, in der Kunst und anderswo. Wir müssen Mittel und Wege dafür finden.» Dabei beschrieb er Parallelen zwischen dem Fußball und seinem Metier: «Schauspieler proben auch oft in einem leeren Saal. Das geht alles. Und wenn ein Schauspieler vor der Kamera steht, ist oft nur der Regisseur da und der muss das spätere Publikum ersetzen. Wenn wir einen Film drehen, sehen wir ja das Publikum nicht und stellen uns nur vor, wie spätere Kinobesucher reagieren könnten. Jeder Dreh ist eigentlich ein Geisterspiel.»
Er selbst halte sich derzeit mit Gymnastik und täglichen Läufen fit. «Eigentlich wollte ich in Afrika sein und einen Dokumentarfilm drehen. Nun halte ich wenigstens im Internet Kontakt mit vielen Kollegen», berichtete Schlöndorff.
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(dpa)